Malcesine

Wir sind Mitte August nach Malcesine gefahren. In Österreich haben wir Zwischenstopp gemacht. Es war sehr heiß, Tag und Nacht. Zwischendrin gab es starken Regen und Abkühlung. Ich habe nur meine beiden analogen Kameras mitgenommen: die Yashica T5 und die Contax T2. Ich hatte noch noch Portra-Filme drin und mir Kodak Pro Image 100 besorgt, der war verhältnismäßig günstig. Entwickeln lassen habe ich hier im Labor, es gab Bilder mit Schlieren, ich war mittelmäßig zufrieden. Es lohnt sich doch, die Filme in ein gutes Labor zu schicken. Ich wollte endlich mal meinen Epson 4990 ausprobieren. Er läuft und scannt wunderbar. Jetzt kann ich wieder analog fotografieren und muss mich auf keine fremden Scans verlassen.

Ich habe immer nur fotografiert, wenn es geregnet und bewölkt war. Ich spreche schon gar nicht mehr von gutem oder schlechtem Wetter. Wenn die Sonne schien, war es unfassbar heiß, wenn es geregnet hat, war es angenehm.

Der Urlaub war schön, der Ort und die Gegend waren schön. Malcesine ist ein reiner Touristenort, aber wir waren ja schließlich Touristen.

Wir haben eine Freundin unserer Tochter mit in den Urlaub genommen, weil sie mit sechzehn einfach zu alt für reinen Elternurlaub ist. Die Freundin ist fünfzehn. Wenn sich beide zurecht gemacht haben und abends in die Bars losgezogen sind, war ich froh, wenn sie nachts wieder heil zuhause waren. Das ist eine Geschichte für sich. Zum Glück blieb es bei einem Flirt mit einem jungen Kellner, mit dem sie dann über Instagram Kontakt hielten.

Ich habe mir allerdings eine Erkältung mit Husten geholt, die gegen Ende des Urlaubs immer schlimmer wurde. Seitdem wurde es nicht wesentlich besser, ich war schon dreimal beim Arzt und bin immer noch krank geschrieben. Irgend etwas habe ich mir dort eingefangen und das ist nicht ganz ohne. Ich kann mich nicht erinnern, so lange krank gewesen zu sein ohne Besserung. Die ist so gering, dass ich sie nicht bemerke. Mir geht es Tag und Nacht schlecht, meine Nerven liegen blank, mein Körper ist mit nicts anderem beschäftigt.

Gestern war die 10-Jahre-Feier meiner Tanzzschule, ich hatte Karten für das Musical, in dem die Tochter einer Mittänzerin die Hauptrolle spielt und singt, Freitag habe ich eigentlich Probe. Meine Haare sind länger als zur Corona-Zeit.


Old

Old von M. Night Shyamalan ist ein unglaublich langweiliger und einfallsloser Film. Die besinnlichen schönen Momente wirken geradezu so als wurde Shyamalan irgend einen Grund suchen, ihn nicht in irgend eine B-Movie-Ecke zu stecken. Da gehört er aber hin und zwar in die Betamax-Ecke. „Aber ich hab’s doch nur gut gemeint“, scheint Shyamalan sagen zu wollen. Dieser Film ist eine Beleidigung gegenüber wirklich guten Filmen über Beziehungen, Liebe, Altern. Oder eben echten Horrorfilmen und Thrillern.

Als Kurzgeschichte bei Heyne in den 70ern veröffentlicht vielleicht ganz passend, aber als Film einfach nur unangemessen aufgeblasen. Eine langweilige Aneinanderreihung von Ereignissen, die einem nicht den Atem rauben sondern nur achselzuckend denken lassen: „Ach so, na dann. Ziemlicher Quatsch, aber ich nehme das mal so hin“.

Überästhetisierter dürrer Quark.


Whiplash

Ein Zufallsfilm. Zufällig beim Durchsuchen gefunden.

Ich war von der ersten bis zur letzten Sekunden gefesselt. Kaum ein Thriller kann da mithalten. So baut man Spannung auf.

Andrew Neiman ist Student am Shaffer Conservatory of Music in New York City und will der beste Jazz-Drummer werden. Dort nimmt er Unterricht bei Terence Fletcher, der mit, gelinde gesagt, recht strengen Methoden arbeitet.

Das Ende von Fame war nett, das Ende von 8 Mile super, aber das Ende von Whiplash ist grandios, atemberaubend.

Filmmaking was Chazelle’s first love, but he subsequently wanted to be a musician and struggled to make it as a jazz drummer at Princeton High School. He has said that he had an intense music teacher in the Princeton High School Studio Band, who was the inspiration for the character of Terence Fletcher (J.K. Simmons) in Chazelle’s breakout film Whiplash.

https://en.wikipedia.org/wiki/Damien_Chazelle

Zur Kritik, dass Jazz doch auch Spaß machen soll und kein Hochleistungssport sei: Der Films spielt an einem Konservatorium in New York. Damit ist für mich der Maßstab und Anspruch gesetzt. Da gelten die gleichen Gesetze wie für das Ballett, das immer wieder betonen muss, dass es Tanz ist und kein Hochleistungssport.

Sicher geht es auch anders und muss es nicht sein, dass man so Jazz- Unterricht versteht und praktiziert, aber die Chance, dass man an so jemanden gerät, ist da, denke ich.

Insofern ist das für mich kein allgemeiner Film über Jazz oder Jazz lernen oder spielen, sondern ein Ausbildungsthriller. Außerdem ist es ein Film über Rhythmus und damit hat er all meine Leidenschaft gewonnen.


Purple Rain

Am 3.8.1983 spielten Prince and the Revolution Purple Rain das erste Mal live vor Publikum.

Aufgenommen am 3.8.1983 bei einem Benefizkonzert für das Minnesota Dance Theatre im First Avenue Nightclub. Prince hatte Ballettunterricht am Minnesota Dance Theatre gehabt.

Die Vorbereitungen für den Film begannen einen Monat später, im November dann die Dreharbeiten.

Die Live-Songs im Film wurden im First Avenue Nightclub gedreht und aufgenommen.

When the time came to perform the now famous track, the crowd seemed to be stunned silent.
„Nobody clapped because they had never heard those songs before,“ Rivkin said.
For the movie, he said, he added in audio of cheering fans from a Vikings game.  

thecurrent.org

Purple Rain wurde am 24.7.1984 veröffentlicht. Der Film kam am 29. in die Kinos.

Prince live Benefit Concert - First Avenue, Minneapolis, Minnesota (August 8, 1983)
Purple Rain beginnt bei 48:37

Angefangen hat Purple Rain mit vier Akkorden, die Wendy Melvoin spielte.

Prince bat ursprünglich Stevie Nicks, einen Songtext zu schreiben und das Stück zu singen. Sie hörte sich das Demo an, lehnte aber ab, weil das Stück eine Nummer zu groß für sie sei.

Prince Purple Rain Demo (Gotta Shake This Feeling, Baby)

Die Demoversion fand über Cassettenkopien seinen Weg in die Bootleg-Szene und erreichte auch irgendwann mich auf einer transparenten Cassette für zwanzig Mark.

Prince gab sein letztes Konzert am 14.4.2016, sein letzter live gespielter Song war Purple Rain.

PRINCE PURPLE RAIN (Last Performance April 14, 2016)

Der Eiskeller

Eigentlich lese ich ja gerade Klassiker, aber ich brauchte mal was anderes, deshalb lese ich eigentlich Anfänge: Eine neue Geschichte der Menschheit.

Doch dann kam mir Der Eiskeller von Dirk Hesse dazwischen.

O.K., ein Buch, in dem Purple Rain vorkommt, bekommt ja sowieso gleich mal 5 Sterne. Und ein Buch das mich tatsächlich zu Tränen rührt, sowieso. Ich muss dazu sagen, dass ich auch bei Pixarfilmen und Backsendungen heule, wenn es rührend ist. Ich hoffe also, dass es als Kompliment aufgefasst wird, wenn ich das Buch bezaubernd finde.

Die Geschichte spielt im Jahr 1985, was schon mich als 1966 geborenen schon mal voll und ganz anspricht bzw. abholt, wie es so schön heißt. Sie wird aus der Sicht eines 14-jährigen Mädchens erzählt, was auch sehr gut gelungen ist, denn in etwa so würden sie schreiben.

Das Buch schafft es, eine Fantasy-Geschichte für Erwachsene im Stil von Jugendbüchern zu erzählen, unterhaltsam, spannend, zauberhaft.


Frankensteins Kreatur

Mary Shelley hat nicht viel über die Figur geschrieben, die Dr. Frankenstein erschaffen hat. Sie hat es vollkommen der Fantasie überlassen.

Neugierig wie ich bin, habe ich versucht, leonardo.ai ein Bild dieser Figur zu erzeugen. Die Ergebnisse waren so großartig wie sie gruselig waren. Ich habe versucht, mit verschiedenen Begriffen die Bilder zu steuern, blieb insgesamt aber ganz einfach: person made of human parts. So richtig genau versteht die KI mich auch nicht. Ich teste eher Begriffe aus.

Das macht den Reiz und den Suchtfaktor aus: Die Bilder werden besser als ich es hätte beschreiben können.

Zu Teil ähneln die Ergebnisse missglückten Experimenten wie man sie nur aus Horrorfilmen kennt.


Jane Austen – Stolz und Vorurteil

Dieses Buch stand in meiner Liste der Klassiker weit oben. Schullektüre ist es nicht, ich habe sie aber so gelesen als sei sie eine.

Bei uns um die Ecke gibt es ein öffentliches Bücherregal, in dem mal eine Schulversion von Patrick Süskinds Das Parfüm stand. Die Ausgabe war natürlich die normale Taschenbuchausgabe, aber sie war voll mit Textmarkerhervorhebungen und handschriftlichen Markierungen, vorne im Buch stand der Name der Schülerin. Ich fand es sehr merkwürdig und auch ein bisschen lustig, dass so etwas doch recht Persönliches ins Regal gestellt wird. Außerdem fand ich es noch merkwürdiger, dass in der Schule Das Parfüm gelesen wird. Für dieses Buch braucht man ein bisschen Erfahrung und auch Interesse. Ich finde es zu speziell als Schullektüre und finde es nicht angemessen, das in der Schule zu lesen. Aber das ist ein anderes Thema. Letztens stand dort Dürrenmatts Der Richter und sein Henker, wieder als Schullektüre, dieses Mal mit etlichen Post-its, auf denen Arbeitsanweisungen und Notizen standen.

Als ich einer jungen Kollegin erzählte, dass ich die Klassiker, unter anderem Goethes Faust, lesen will und werde, meinte sie, ich könne ihres haben. Das sei am Anfang zwar voller Markierungen, aber ab der Hälfte nicht mehr, weil sie dann bloß noch eine Zusammenfassung gelesen habe. Typisch Schullektüre halt.

So werden Klassiker gelesen.

Diesen Thread hier auf Reddit fand ich auch sehr lustig und interessant.

Zurück zum Thema: Ich kann natürlich erkennen und honorieren, weshalb Stolz und Vorurteil wichtig und gut ist. Beeindruckend klar und direkt geschrieben, die Charaktere unverblümt beschrieben, so wird das Ganze plastisch und lebendig. Ein Traum als Filmvorlage. Und wer das Thema mag, wird das Buch lieben. Meins war’s nicht und nach der Hälfte des Buches habe ich mich gequält und irgendwann auch gar nicht mehr gewusst, wer was ist und wo war und am Ende vollkommen das Interesse verloren, wer wen bekommt. Ein gigantische Rumgefühle und jeder Blick, jede Geste, jede Handlung wird interpretiert. Personen werden in Schubladen gepackt und wieder umsortiert, Geschichten über sie werden aus verschiedenen Perspektiven erzählt. Wie gesagt: technisch brillant.

Das Thema hat mich überhaupt nicht interessiert, aber die Art, wie Gefühle und Beziehungen beschrieben werden, hat mich beeindruckt. Und das eben nicht in naiver, romantischer Verblendung, sondern sehr souverän mit viel Witz und Kenntnis.


AI-Yoga

Ich wollte die KI eine gymnastische Figur darstellen lassen. Die Ergebnisse sind allesamt absolut grandios. Ich habe Tränen gelacht (und lache immer wieder neu).

Update: Weil ich aus dem Lachen nicht mehr herauskomme, habe ich einen Insta draus gemacht: instagram.com/aaaah.yoga


Barbie

Gestern war ich seit langem mal wieder im Kino. Ich habe mir mit der Tochter Barbie angesehen. Sie wegen Ryan Goslin und Margot Robbie und ich wegen Greta Gerwig.

Was Greta Gerwigs Arbeiten angeht, bin ich Fanboy wegen Frances Ha, Little Women und Arcade Fires Auftritt:

Arcade Fire - "Afterlife" - Live at the YouTube Music Awards (YTMA)

Nicht, dass ich mir alles von ihr ansehe, aber das was ich von und mit ihr gesehen habe, fand ich gut. Barbie ist da keine Ausnahme. Der Film ist toll. Eine sehr unterhaltsame und liebevolle Geschichte über das Verhältnis von Fantasiewelt und Realität. Und Männern und Frauen natürlich.

Ryan Goslin passt ja ganz wunderbar in die Rolle des leicht trotteligen, sympathischen, gut gebauten Mannes. Auch wenn er mich ein bisschen an Andreas Dorau 1993 erinnerte. Überhaupt musste ich ganz oft an Andreas Dorau und die ganze kindliche, aber eben nicht ganz so naive Ästhetik denken. Und an Truman Show und an Edward mit den Scherenhänden.

Es gibt auch eine Tanzszene (und Gesangsszene; das wäre auch zu schade gewesen, Goslins Talent und Können nicht zu nutzen), die, wie meine Tochter messerscharf erkannte, ihren Ursprung in West Side Story und Grease hat. Allerdings, dachte, ich wäre es schön gewesen, wenn man etwas wirklich Zeitgenössisches und Eigenes, Neues kreiert hätte. Ich halte nichts von ironisierenden Szenen, wie auch der Tanzszene in Pulp Fiction. Ich halte mehr davon, zu zeigen, dass man sich nicht nur auf etwas bezieht und seine Hausaufgaben gemacht hat, sondern, dass man auch etwas verstanden hat, indem man es in die heutige Zeit versetzt.

Mit dem Wegfall von Musikvideos und ihren Tanzszenen in den 80ern/90ern, die einen großen und wesentlichen Einfluss auf Tanzdarstellungen hatten, eigenen sich die etwas ernsteren Contemporary-Einflüsse nicht mehr so für Musical-Film-Szenen. Das eben ist die Herausforderung.

Aber vielleicht war das bewusst und Absicht (für so kenntnisreich und klug halte ich Gerwig). Die Frauen reden in dem Film vollkommen ernsthaft miteinander und über Männer. Die Männer sind durchweg Witzfiguren, deren Aufgabe es ist, ihre eigene, neue Identität zu finden. Ich meine: die Frauen singen Closer To Fine von den Indigo Girls und nicht Girls Just Wanna Have Fun – ein ganz klares Statement für die Ernsthaftigkeit, mit der die Frauen hier agieren. Ich habe keine Ahnung, was Indigo Girls davon halten, aber für mich ein Highlight aus dem Film.

Vielleicht wollte Gerwig mit Ken/Goslin kein entsprechend tänzerisches Highlight setzen, sondern bloß als gängigen Standard einsetzen.