„Die wiederholten Kleinstenttäuschungen lösen allmählich die hoffnungsvolle Struktur unseres Lebens auf und stürzen uns in einen Zustand des Dahindümpelns. Angesichts der Beharrlichkeit, mit der die zeitgenössische Kultur auf Verantwortung und die Fähigkeit des Selbst zur Steuerung und Gestaltung seines Schicksals pocht, ist die Enttäuschung von anderen und von Institutionen mit einem mächtigen Gefühl der Enttäuschung von sich selbst verbunden, einer noch schlimmeren Form von Enttäuschung, da sie den Wert und die Integrität des Selbst zersetzt.“
Eva Illouz, Explosive Moderne
Gesellschaft
Wenn man im Internet schreibt, streift man ja fast automatisch das Thema „Gesellschaft“.
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Enttäuscht von sich selbst
2 comments on Enttäuscht von sich selbst -
Kneecap
Kneecap sind eine irische Hip Hop-Band aus Belfast, die 2017 angefangen haben in irischer Sprache zu rappen. Einer der drei war Lehrer für Irisch an einer katholischen Schule, weshalb er die Tri-colour Balaclava trägt (als Schutz, um anonym zu bleiben). Kneecap nennt man einen Knieschuss.
Ihr zweites Album Fineart ist letztes Jahr erschienen.
Rich Peppiatt hat ein Biopic über sie gedreht, mit der Band, natürlich, und Michael Fassbender(1). Die Kritiken sind super, die Trailer vielversprechend, bei iTunes kann man ihn hier im Mai bekommen. Für den Oscar wurde er nicht nominiert (aber eingereicht).
Es war in Irland war es verpönt, Irisch zu sprechen. Sie galt als Sprache der Armen, der Bauern, Fischer, Landstreicher. In Schulen war die Sprache verboten. Heute wird sie dort unterrichtet.
Ich lerne jetzt Irisch mithilfe von Duolingo und Ling. Ziel: Am Ende des Jahres „Hallo“, „Ich hätte gerne einen Kaffee, bitte“ und „Auf Wiedersehen“ sagen können.
1: Michael Fassbender wurde in Heidelberg geboren, seine Mutter kommt aus Nordirland, sein Vater aus Deutschland.
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Vertrauen
Die Iren haben das höchste Vertrauen in andere, im Ländervergleich. Deutschland steht mies da.
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Moralspektakel
Ich habe fast das ganze Buch (Moralspektakel von Philipp Hübl) unterstrichen. Jeder Satz ist bunt und markiert. Ich habe das komplette Buch durchlesen und dabei permanent genickt und gedacht: Ja, genau, so ist es.
Er erläutert den wichtigen Unterschied zwischen Instinktmoral und Vernunftmoral, zeigt auf, weshalb vieles, was mir im Netz treiben, nur dazu da ist, unseren Status zu erhöhen.
Faktoren, durch die Menschen wirklich und nachweisbar benachteiligt sein können, interessieren kaum jemanden, beziehungsweise eigenen sich nicht, den eigenen Status zu erhöhen.
Im digitalen Zeitalter ist Moral die Währung der Stunde.
In acht Punkten zeigt er auf, wie man es besser machen kann.
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Wahlergebnisse
Wann schreiben Journalisten eigentlich „Wahlsieg für sich beanspruchen“ oder „stärkste Kraft“ sein?
Und wann schreiben sie „Wahlen gewinnen“ oder „die meisten Stimmen erhalten“?Ich finde die Formulierung „stärkste Kraft“ nicht klug, weil sie die sachliche Tatsache so darstellt, als seien da physikalische Kräfte am Werk.
„Wahlsieg für sich beanspruchen“ ist natürlich auch Unsinn, weil niemand irgendeinen Anspruch erheben muss.
„Gewinnen“ finde ich auch schwierig, weil das kein Sport oder Spiel ist.
„Die meisten Stimmen bekommen oder erhalten“, finde ich einzig richtig.
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Komplexe Mittelpositionen
Weil komplexe Mittelpositionen problematisch sind, stehen ihren Anhängern drei Strategien zur Auswahl. Entweder sie investieren Zeit, Mühe und viele Worte, um ihre Position deutlich zu machen (wofür die sozialen Medien nicht der allerbeste Ort sind). Oder sie vereindeutigen ihre Botschaft, indem sie sich, manchmal zähneknirschend, manchmal konformistisch, für eins der lauten Außenlager entscheiden. Oder, die häufigste Variante, sie sagen gar nichts, um sich nicht ständig rechtfertigen zu müssen. Welche Option sie auch wählen, die strategische Überlegung dahinter entspringt den Zwängen einer neuen digitalen Öffentlichkeit, in der wir nicht mehr nur Empfänger, sondern auch Sender von sozialen Informationen sind.
Philipp Hübl, MoralspektakelGenau so ging mir das die letzten Jahre. Ich habe nicht alles, was ich denke, verschriftlicht und mir das Gehirn zermartert. Manche Dinge habe ich verschriftlicht. Manche gebloggt. Zu vielem geschwiegen. Bei vielem gedacht, dass es ich der Mühe nicht lohnt. So ist das nun mal in der Mittelposition.
Bloggen ist für mich auch das: Entweder sie investieren Zeit, Mühe und viele Worte, um ihre Position deutlich zu machen (wofür die sozialen Medien nicht der allerbeste Ort sind).
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Blogs im Feed
Ich habe letztens alle meine abonnierten Blogs aus Feedly gelöscht. Alle. Mit einem einzigen Klick. Ich wollte sie umsortieren, in ein Verzeichnis darüber. Ich habe alle markiert und die Zuordnung zum Verzeichnis entfernt. Ich dachte, sie seien noch da und nur die Zuordnung weg. Kein Warnhinweis, nüscht, über 100 abonnierte Blogs weg.
Ich hatte sowieso zu viel, und viele liegen schon lange brach. Spektrum der Wissenschaft postet am meisten, aber da habe ich ja „Die Woche“ abonniert, die mir die wichtigsten Artikel schön aufbereitet als PDF ins Postfach schickt. Wirklich aktiv waren nur etwa zehn. An die konnte ich mich fast alle erinnern und habe sie neu abonniert.
Neu hinzugekommen ist der Feed von UberBlog. Ich muss auch mal wieder im IndieWebring rumsuchen. Ich hadere noch, mein Blog in einem Webring anzumelden. Ich habe Schreibhemmungen, wenn jemand zuguckt und ich nicht so genau weiß, wer das ist. Aber eigentlich finde ich die Idee ganz toll.
Ich finde auch Bens Blogpositionen ganz toll. Ich würde gern widersprechen, einfach, damit es interessanter wird, aber mir fällt nichts ein. Ich könnte seinen Artikel mit „.“ kommentieren. Einerseits betrachte ich Bloggen als vollkommen private und persönliche Angelegenheit, andererseits ist mir klar, dass man damit Teil einer Gesellschaft ist. Oder besser gesagt Kulturform. Aber vielleicht ist das mein Grundproblem, dass ich nicht erkennen kann, welches Ausmaß mein Tun hat. Was ich tue, hat Konsequenzen, und darüber hätte ich gerne Kontrolle, aber das engt mich unter Umständen auch ein, weil ich gerne experimentiere und Freiheit liebe. Rechenschaft, Konsequenzen und Erwartungen müssen einfach mal Pause haben. Ich habe oft genug in meinem Leben nicht so genau nachgedacht, was ich tue, und das war manchmal gar nicht mal so klug. Deshalb brauche ich immer so etwas wie ein Atelier oder sonstwie leeren safe space, in dem ich mich gefahrlos ausprobieren kann.
Meine Selbstbeurteilungskurve geht so: Ich schreibe, ein paar Tage später denke ich, was für ein Quatsch oder schlechter Text das ist, und nach einem Jahr denke ich „Och ja, genau so“.
Gedanken macht mir vor allem mein eigenes Leseverhalten. Ich treibe mich zu viel herum auf Mastodon (sogar mit eigener Instanz 1), Threads, Insta, Facebook, Reddit, ZEIT. Zeit in einem Atemzug zu nennen, ist nicht ganz fair, aber unter dem privaten und persönlichen Gesichtspunkt: Was geht mich das an?! durchaus angemessen.
Falls jemand Blogs kennt, die ich aufnehmen könnte, her damit. Ich liebe Blogs von Menschen, die mit Begeisterung irgend etwas machen, aber nicht nur darüber bloggen. Also kein Themenblog, auch keine DIY-Blogs, sondern eher Tagebücher von Menschen, die was machen. Die anderen Seiten der Seiten, die sie gerne zeigen, aber woran sie nicht verzweifeln, sondern freundlich in den Arm nehmen. Ärger, Trost, Heilung, Stolz, Begeisterung … das volle Programm. Beruflich habe ich schon genug mit Leuten zu tun, die alle ganz dufte sind, und ich muss mich sogar auf Linkedin rumtreiben. Das sagt alles. Privat bitte sowas nicht auch noch. Gerne Brotrezepte, aber nicht Internet-Brotbackkönige.
1: Damit mir niemand irgendwelchen überzogenen, realitätsfernen Vorschriften machen kann.
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Menschen, Autos, Städte
Es geht in dem verlinkten Blogbeitrag um mehr, aber weil es so schön und knapp dargestellt ist, möchte es wegen der Zahlen und Größen zu Autos und Menschen hier haben:
Die Welt deiner Kindheit existiert nicht mehr.
Das ist mir spätestens aufgefallen, als ich alte Negative aus den 80ern gescannt habe. Ich weiß es zwar schon länger, aber visualisiert in 2D habe ich es auch ganz gerne.
Die Anzahl der PKW in Deutschland hat sich seit 1985 von 25 Millionen auf 50 Millionen verdoppelt […] Und die Autos selbst haben sich auch verdoppelt […] Die Bevölkerung der Welt hat sich von 1974 bis heute verdoppelt.
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Was denkst du, ChatGPT, über Männer?
Was denken Sie, denken die meisten Menschen über Männer?
Ich habe mal gelernt (Quelle: Hörensagen im Seminar und über einen Freund), dass man, wenn man wissen will, wie die Gesellschaft denkt, nicht fragen soll: „Was denken Sie über …?“, weil dann dann Wünschenswertes gesagt oder geschrieben bekommt, sondern: „Was glauben Sie, denken die meisten Menschen über …?“ Ich weiß nicht, ob das stimmt, fand es aber damals wie heute irgendwie einleuchtend.
ChatGPT ist prall gefüllt mit dem, was andere Leute denken und schreiben, begibt sich aber natürlich nicht auf das Glatteis, von sich zu behaupten, es hätte eine Meinung.
Was, ChatGPT, denkst du über Männer?
„Als KI habe ich keine persönlichen Überzeugungen oder Gefühle …“ und so weiter und so fort.
Also mit dem alten Trick versuchen, und er funktioniert, weil ich vorher keine Antwort bekommen habe:
Wie denken die meisten Menschen über Männer?
„Es ist wichtig zu beachten, dass Meinungen über Männer von verschiedenen Faktoren wie Kultur, Gesellschaft, persönlichen Erfahrungen und individuellen Überzeugungen beeinflusst werden können …“
Komm zur Sache!
ChatGPT:
- Traditionelle Geschlechterrollen: In einigen Kulturen gibt es immer noch das Bild des Mannes als Hauptverdiener und Familienoberhaupt. Dies könnte dazu führen, dass Männer als stark, dominant und rational angesehen werden.
- Toxische Maskulinität: Einige Menschen betrachten Männer im Kontext von toxischer Maskulinität, was sich in aggressivem Verhalten, Unterdrückung von Emotionen und einer Neigung zur Gewalt äußern kann.
- Gleichberechtigung: In zunehmend progressiveren Gesellschaften streben viele Menschen nach Gleichberechtigung der Geschlechter und sehen Männer als gleichwertige Partner in allen Bereichen des Lebens.
- Vielfalt: Es gibt eine Vielzahl von Männern mit unterschiedlichen Eigenschaften, Persönlichkeiten und Lebensstilen, daher ist es wichtig, Männer nicht als homogene Gruppe zu betrachten.
Wie denken die meisten Menschen über Frauen?
ChatGPT:
„Ähnlich wie bei der Frage nach der Meinung über Männer gibt es keine einheitliche Antwort darauf, wie die meisten Menschen über Frauen denken …“
Komm zur Sache!
ChatGPT:
- Traditionelle Geschlechterrollen: In einigen Gesellschaften werden Frauen immer noch in traditionellen Geschlechterrollen gesehen, die sie als fürsorglich, emotional und in erster Linie für den Haushalt und die Kindererziehung zuständig darstellen.
- Sexualisierung und Objektivierung: Frauen können auch in vielen Medien und kulturellen Darstellungen als sexualisiert und objektiviert angesehen werden, was zu Stereotypen führen kann, die ihre Intelligenz und Fähigkeiten herabsetzen.
- Feminismus und Gleichberechtigung: In vielen Teilen der Welt gibt es eine wachsende Bewegung für die Gleichberechtigung der Geschlechter, die Frauen als gleichwertige Partner in allen Bereichen des Lebens betrachtet und sich für ihre Rechte und Chancen einsetzt.
- Vielfalt: Frauen kommen aus verschiedenen Hintergründen, haben unterschiedliche Persönlichkeiten, Interessen und Lebensstile. Es ist wichtig anzuerkennen, dass es nicht eine einzige Definition oder Perspektive auf Frauen gibt.
Ich habe Punkt 2 und 3 getauscht, damit es thematisch zu dem Oberen passt. ChatGPT zeigt uns hier genau das, was in den Köpfen existiert und wie wir darüber denken oder die Art und Weise, wie wir uns damit beschäftigen.
Jetzt wolle ich wissen, ob ChatGPT auch die Narrative reproduziert, und siehe da: ja, tut es. Allerdings werden Sexualisierung und Maskulinität weggelassen, weil das ja unschön ist.
Erzähle mir eine Geschichte, die von einem Mann und einer Frau handelt.
ChatGPT:
„Es war einmal ein Mann namens David, der als Künstler in einer kleinen Stadt lebte. David war ein talentierter Maler, aber er hatte Schwierigkeiten, seine Werke zu verkaufen und seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Eines Tages traf er eine junge Frau namens Emily, die in der örtlichen Buchhandlung arbeitete.
Emily war leidenschaftlich daran interessiert, Menschen zu helfen, ihre kreativen Träume zu verwirklichen. Als sie David kennenlernte und seine Kunstwerke bewunderte, spürte sie sofort eine Verbindung zu seinem Talent und seiner Leidenschaft. Sie schlug vor, dass David eine Ausstellung seiner Gemälde in der Buchhandlung organisierte, um sie der Gemeinschaft zu präsentieren.
David war anfangs skeptisch, aber Emily überzeugte ihn mit ihrer Begeisterung und ihrem Engagement. Gemeinsam planten sie die Ausstellung, bewarben sie in der Stadt und luden Kunstliebhaber ein. Die Ausstellung war ein großer Erfolg, und Davids Werke erregten viel Aufmerksamkeit.
Durch Emilys Unterstützung und Inspiration fand David nicht nur Anerkennung für seine Kunst, sondern auch einen neuen Sinn in seinem Leben. Er begann, mehr Selbstvertrauen in seine Fähigkeiten zu entwickeln und seine Werke regelmäßig zu verkaufen. Emily und David wurden nicht nur Geschäftspartner, sondern auch enge Freunde, die sich gegenseitig ermutigten und unterstützten.
Mit Emilys Hilfe konnte David seinen Traum als Künstler verwirklichen und gleichzeitig eine wertvolle Freundschaft aufbauen. Die Geschichte von David und Emily zeigt, wie die Begegnung zwischen einem Mann und einer Frau nicht nur zur Verwirklichung persönlicher Träume führen kann, sondern auch zu bedeutenden zwischenmenschlichen Verbindungen.“
Grandios, genau so läuft „Die Villa an der Elbchaussee“ ab. „Jede KI ist eloquenter“, hatte ich geschrieben. Hahaha 🙂
In dem Genre Romantasy, so entnehme ich den Diskussionen auf reddit.com/r/buecher, werden zudem auch die Topics Sexualisierung und Maskulinität bedient.
Ich habe mir Fourth Wing ausgeliehen, weil mich interessiert, was das für Bücher sind. Ob oder wann ich das mal lesen werde, weiß ich nicht.
Romantik ist nicht einfach nur eine unrealistische Herangehensweise, sondern der Wunsch nach Harmonie und Ausgleich von realen Gegebenheiten. Genau das macht ChatGPT: Es macht aus all den verschiedenen Aspekten eine schlüssige Geschichte. Völlig berechtigt die Frage: Ist das nicht geradezu wünschenswert?