Musik

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  • Joe Meek

    Als ich die Geschichte der Telecaster recherchierte, stieß ich auf Telstar von The Tornados. Ich kenne das Stück aus meiner Kindheit, meine Mutter hat es gerne gehört, und ich auch.

    Die Entstehungsgeschichte des Songs ist so außergewöhnlich, dass es dazu sogar einen eigenen Film dazu gibt.

    Hinter dem Stück steht ein Produzent: Robert George „Joe“ Meek.

    Joe Meek hatte eine bipolare Störung, war Schizophren, depressiv und hat etliche Drogen konsumiert (Barbiturate und Amphetamin). Er erschoss seine Vermieterin im Streit, weil sie sich über den Lärm in seiner Wohnung beschwert hat, und dann sich selbst.

    Und er war außergewöhnlich kreativ. Er und Phil Spector kann man wohl als Begründer moderner Musikproduktion bezeichnen.

    Er entwickelte insbesondere ein Gerät zur stärkeren Kompression von Sounds, in das er seinen Namen eingravieren ließ, oder ein aus einem Heizlüfter entwickeltes Echogerät.

    Am 10. Juli 1962 wurde der erste TV-Satellit der US-Firma AT&T unter dem Namen „Telstar“ gestartet

    […]

    Meek bat die inmitten einer Tournee befindlichen Tornados für Sonntagmorgen, den 15. Juli 1962, in seine RGM-Tonstudios, um mit ihnen den Song zu proben und aufzunehmen.

    […]

    In der Nachbearbeitung entschied sich Meek für dreifaches Overdubbing des in drei Oktavlagen gespielten Songs. Als Nächstes imitierte Meek ein Raketen-Startgeräusch, das mit Hilfe einer selbst-oszillierenden Tonbandverzögerung entstand. Die vielen Overdubbings erniedrigen insbesondere die mittleren und niederen Frequenzen zu einer akustischen Unschärfe. Ein beschleunigter Pianopart führt zu harfenähnlichen Arpeggios. Selbst der Klang der Leadgitarre ist mit Echo unterlegt, wobei die Echoeffekte durch die Heizwendeln eines umgebauten Heizlüftgerätes erzeugt wurden. Der klassische Joe-Meek-Sound wird hier vollends zur Geltung gebracht: Die Soundeffekte Limiting (frühe Drosselung eines Tonsignals) und Kompression (reduziert den Dynamikbereich und führt deshalb dazu, dass sich bestimmte Klänge satter anhören) werden hier exzessiv eingesetzt, wie es in der Plattenbranche bislang noch nicht üblich gewesen war.

    https://de.wikipedia.org/wiki/Telstar_(Lied)
  • Warum ist draußen

    Gestern habe ich den ersten Song veröffentlicht. Warum noch warten.

  • Miriam Hanika

    Youtube hat mir ein Video von Miriam Hanika angeboten und nach ein paar Zeilen ihres Liedes war ich sehr angetan vom Text. Ich dachte spontan: So muss man auf Deutsch texten. Genau so, persönlich, poetisch, klar und deutlich.

    Ich habe mir alle Alben besorgt, ein Buch mit ihren Texten und ihr neues Album vorab unterstützt.

    Vor zwei Wochen war ich auf ihrem Konzert, als sie die Tour zu ihrem neuen Album in Heidelberg startete. In einer kleinen Location vor ein paar begeisterten Leuten.

    Sie macht ab jetzt alles alleine und hat ihr eigenes Label gegründet. Ich wünsche ihr viel Erfolg (also auch Geld) mit ihrem neuen Album und den Konzerten und dem Merch, damit sie so weiter machen kann, wie sie will und es für richtig hält.

    Ihr neues Album kommt in ein paar Tagen, und ich bin sehr gespannt.

  • Der erste Song

    Ich hatte mir für dieses Jahr vorgenommen, einen Song zu schreiben. Es ging dann alles doch viel schneller. Er ist fertig.

    Ich war mir nicht ganz sicher, was ich da vor mir habe und was das werden soll, aber so langsam entwickelt sich das. Es fühlt sich noch etwas merkwürdig an, ich muss da erst mal reinwachsen.

    Bisher schicke ich ihn nur privat rum, was ich nicht so schön finde. Ich hätte mindestens gerne zwei Songs auf Bandcamp, einfach nur, damit das seinen Platz hat. A- und B-Seite sozusagen, oder EP.

    Künstlernamen habe ich auch schon. Ich bin also schon sehr weit und fast fertig. Der zweite Song ist in Arbeit. Bilder brauche ich noch, für das Cover und von mir.

    Das fühlt sich alles noch sehr ungewohnt an. Ich als Songwriter.

  • Northern Soul (Film)

    Na, super, 10 Euro Zoll …

    Gestern kam die DVD, also habe ich mir gleich ein Ale aufgemacht und den Film eingeworfen.

    Sehr guter Film, allerdings überhaupt kein Tanzfilm, sondern eher eine Milieu-Studie. Ich glaube, dass der Film die Realität gut trifft.

    Was ist ein Tanzfilm? Nun, im Tanzfilm steht der Tanz nicht nur Vordergrund, sondern hat auch ästhetische Bedeutung. Es wird gut getanzt und hat damit im Film einen gewissen Wettbewerbscharakter, gutes Tanzen hat eine Bedeutung im Film.

    In der Realität ist Tanz aber in der Regel kein Battle und der Wettbewerb ist bloß Aussiebverfahren für Profis. Normale Leute wollen bloß Stil und Technik lernen. Es ist meistens bloß ein einfaches Schrittmuster. Bei Northern Soul ist das sogar zweitrangig, denn im Vordergrund steht die Begeisterung für Soul und einfach bloß Tanzen dazu. Ein Schritt links, ein Schritt rechts … fertig. Genau das wird in einer Szene im Film so dargestellt.

    Der Film ist wirklich gut gemacht, er beschönigt nichts und romantisiert auch nicht.

  • British Sea Power and the London Bulgarian Choir – Waving Flags

    Skurril, da dümpelt seit Jahren ein grandioses nettes Video auf Youtube vor sich hin und hat gerade mal 11 Däumchen hoch und 0 Comments.

    (British) Sea Power mit dem London Bulgarian Choir in einem gemeinsamen Fernsehauftritt (der Chor trägt jetzt nicht allzu viel bei, aber … hey …).

    Ich muss mal wieder ein paar Schätze posten, alleine, damit ich sie wiederfinde und nicht vergesse. Bei 2000 gelikten Videos und 100 Playlists verliere ich schon mal den Überblick.

  • Northern Soul

    Vor ein paar Jahren saß ich an einem sonnigen Tag in meiner Lieblingsbar und genoss das Dasein. Hinter der Theke bediente eine junge Frau, die ihre Playlist laufen ließ. Nette Auswahl, dachte ich. Sie spielte Curtis Mayfield, Marvin Gaye und andere soulful classics, ungewöhnlich für ihr Alter, ungewöhnlich die geschmackvolle, elegante, gefühlvolle, leidenschaftliche Mischung. Als Sades Love Is Stronger Than Pride lief, drehte ich mich, sah ich sie fragend an und rief:

    „Wie kommst Du zu solch einer Musik?!“

    Sie strahlte mich an und antwortete etwas, das ich nie vergessen werde:

    „Es gibt nicht mehr viele von uns.“

    Ich fand den Satz merkwürdig, aber auch passend. Ich wusste nicht genau, wie das „wir“ gemeint war, ich konnte es aber ahnen; sie schloss mich ein, und ich wusste nicht genau, worin.

    Ich hörte noch einige Zeit zu. Beim Bezahlen sagte ich:

    „Danke für die Musik“.
    „Danke für’s Zuhören sagte sie“.

    Es war ein besonderer Moment in meinem Leben, in dem Musik ein Teilen von etwas war, das ich nie so richtig beschreiben konnte. Es hat mit Subkultur zu tun, mit Romantik, Leidenschaft und Groove. Einer Liebe zum Tanz und zu Bewegung als sei man von einem inneren, rhythmischen Motor angetrieben. Und wenn man jemanden trifft, der im selben Rhythmus läuft, fühlt man sich angezogen wie so ein Magnet. Ihre Playlist entsprach keinem Genre, sondern einem Gefühlscocktail, der über britische Subkulturen zu uns kam. Soul hat mich bisher mit niemandem wirklich verbunden.

    Bis letzte Woche hatte ich auch noch nie etwas von Northern Soul gehört bzw. hatte mir nichts bei dem Begriff gedacht oder etwas Bestimmtes vorstellen können.

    Ich hatte ein TikTok-Video von Northern Soul-Tänzern auf Reddit gesehen und wurde neugierig.

    Ich hatte ja keine Ahnung!

    Zeit, das aufzuarbeiten, und jetzt bin ich angefixt.

    Es ist eigentlich nicht so, dass ich schon wieder etwas Neues, sondern ein weiteres Puzzleteil entdeckt habe; es lag die ganze Zeit vor der Nase, aber erst wenn man es in die Hand nimmt und sich näher anguckt, entdeckt man, wie es sich in die eigene Geschichte einfügt.

    Ursprung

    Northern Soul entwickelte sich aus der Mod-Szene Ende der Sechziger im Norden Englands. In Manchester, Stoke-on-Trent und Wigan spielten DJs in Clubs alte, rare Soul-Platten. Alkohol gab es nicht, dafür Amphetamine.

    Wigan Casino

    „The Wigan Casino is the colloquial name for the nightclub the Casino Club, that operated in Wigan between Friday, August 27 1965 (with Shirley Bassey topping the bill)[citation needed] and 1981, associated with the Northern Soul movement in the UK. The club’s enduring dedication to Northern Soul „all nighters“ made it an icon among fans of the genre, continuing the efforts that other clubs such as the Twisted Wheel in Manchester, the Chateau Impney (Droitwich), the Catacombs (Wolverhampton) and the Golden Torch (Tunstall, Stoke-on-Trent) had started. It remains one of the most famous clubs in Northern England. In 1978, allegedly the American music magazine Billboard voted Wigan Casino „The Best Disco in the World“, ahead of New York City’s Studio 54, although there is no tangible evidence of this award ever being publicised.“

    https://en.wikipedia.org/wiki/Wigan_Casino

    Musik

    Man kennt Tainted Love von Soft Cell. Als ich das Original hörte, dachte ich erst, das sei eine auf alt gemachte Version. Es ist genau anders rum: Das Original war ein Klassiker im Wigan Casino – zusammen mit What, das ursprünglich von Melinda Marx (Tochter von Groucho Marx) auf einer Promitional Copy veröffentlicht wurde, und danach von Judy Street in einer schneller Version. Beide Songs wurden von Soft Cell gecovert.

    The record was exported to England and it was picked up by DJs at Wigan Casino, a major nightclub in the northern soul music scene. Soon, „What“ became the track most played, going on to be a hit on the northern soul nightclub circuit and be ranked 23 of 500 northern soul singles. Following a resurgence of popularity for northern soul music in England in 1977, the song was re-released, and again in 1982 with a B-side by Hi-Fly. A cover version of „What“ by British synthpop group Soft Cell reached Number 3 in the UK and Number 6 in Ireland in 1982. Street was unaware of the popularity of the song and never toured the UK.

    Northern Soul Shuffle

    Getanzt wird ein Shuffle-Tanzstil, den man auch auf voller Tanzfläche auf kleinem Raum tanzen kann, kombiniert mit Street Dance-Elementen.

    Den Kanal von Levana auf Youtube kann ich sehr empfehlen.

    Filme

    Soul Boy

    Guter Film, den ich mir auf DVD besorgt habe; synchronisiert ist er erträglich, aber kein Genuss. Klassische Elemente eines romantischen Tanzfilms, was ja nicht schlecht ist, außer, man erwartet mehr. Und auf jeden Fall einer der besseren Tanzfilme.

    Northern Soul

    Muss ich mir noch besorgen.

    Tanzabende

    Northern Soul-Abende habe ich nur in Köln und Berlin gefunden. Oder bei mir zuhause.

  • The Murder Capital – Blindness

    Ähnlich schnoddriger Indie-Rock aus Irland wie Fontaines D.C. Ich finde solche Vergleiche ja eigentlich doof, aber auch hilfreich. Also schnell wieder vergessen.

    Blindness ist ein tolles Album, roh und lebendig. Wenn sie ihr erstes Album zu überproduziert fanden, ist es ihnen gelungen, das zweite schlichter zu halten, schlichter, aber trotzdem abwechslungsreich genug.

    Ich bin sehr angetan.

  • The Shaggs

    Das ist wohl die schrägste Band, Musik und Band-Geschichte, die ich je gehört habe.

    Wikipedia:

    The Shaggs war eine US-amerikanische Außenseiter-Band.

    „Die Band bestand aus den drei Schwestern Dorothy „Dot“ Wiggin (* 1948, Gesang, Gitarre), Betty (* 1951, Gesang, Rhythmusgitarre) und Helen (1947–2006, Schlagzeug). Die Band wurde 1967 von ihrem Vater Austin Wiggin, der die treibende Kraft war, gegründet. 1969 veröffentlichten sie das Studioalbum Philosophy of the World.

    Die Familie Wiggin lebte ärmlich in der 4000-Einwohner-Kleinstadt Fremont in New Hampshire, 80 Kilometer nördlich von Boston. Der Vater Austin Wiggin war Arbeiter in einer Baumwollspinnerei. Weder Austin noch seine Frau waren musikalisch. Es gab eine Weissagung seiner Mutter, Austins Töchter würden eines Tages eine beliebte Musikgruppe bilden; weil Austin abergläubisch war, gründete er deshalb die Band. Er nahm seine Töchter von der Schule, kaufte ihnen Instrumente, ordnete Übungsstunden an und überwachte ihre Fortschritte. Austin war ein Einzelgänger, streng und altmodisch. Er stammte aus einer armen Familie, und ebenso arm zog er nun sieben Kinder groß; der Musikunterricht und die Instrumente für die Mädchen bedeuteten gewaltige Kosten. Die Shaggs waren schüchterne Kleinstadt-Teenager. Dorothy sagte später dazu:

    ‚Austin war unser Zuchtmeister. Er war hartnäckig und temperamentvoll. Er leitete. Wir gehorchten. Oder taten unser Bestes.‘

    Die Shaggs dachten insgeheim ans Aufhören, aber ihr Vater Austin duldete keine Debatte. Jahre nach Austins Tod sagte Helen, Austin sei auch einmal intim mit ihr gewesen.

    Frank Zappa lobte die Shaggs und nannte sie ‚besser als die Beatles‘. Kurt Cobain zählte Philosophy of the World zu seinen Lieblingsalben.

    1988 fand Dorothy Wiggin die verlorenen Master-Bänder von Philosophy of the World wieder, die mit den Tracks von Shaggs‘ Own Thing remastert wurden.

    1999 wurde Philosophy of the World von RCA Records wiederveröffentlicht.“

    Das außergewöhnliche Werk Philosophy of the World gibt es auch auf Bandcamp.