Der Name des Windes

Ich hatte den Familienurlaub letzte Woche genutzt, um das Buch endlich durchzulesen. Beinahe hätte ich es aufgegeben. Kurz vor Schluss wurde mein Unmut immer stärker.

Der Roman ist gut geschrieben. Und das, was er erzählen will, erzählt er gut.

Es ist ein Coming-of-age-Roman mit ein paar Fantasy-Elementen. Sehr charmant fand ich die Idee der Zauberkraft durch „Sympathie“, das Wort auf Dinge anzuwenden, war sehr schön, weil es seine magische Kraft hervorhob. Alleine dafür hat sich das Buch gelohnt.

Sehr gut auch die romantischen Gefühle und Gedanken des Jungen in dem Alter dargestellt.

Vieles aber fand ich ermüdend. Die Hauptfigur war mir auf Dauer einfach zu schöngeschrieben. Eine unangenehmer Mr. Niceguy, der gerade durch die Widrigkeiten, Schüchternheit, aufgesetzte Zurückhaltung um so mehr cheesy wird. Die Frauen sind ihm verfallen, er ist schlauer als alle anderen, dabei aber natürlich respektvoll, schüchtern, zurückhaltend wie die Hauptfigur eines Julia-Romans. Der Arzt, der die Frauen versteht.

Der Roman hat viel zu viele zeitgenössische Sichtweisen und Verhältnisse. High-School-Setting scheint üblich zu sein in dem Genre.

Die eigentliche Story kommt überhaupt nicht voran. Was war jetzt bitte mit den Chandrian? Was war das jetzt für eine völlig blass gebliebene Gruppe?!

Die Figuren waren ziemlich glatt und charakterlos. Tatsächlich hatte das Ganze viel zu viel Ähnlichkeit mit einer High-School-Geschichte der Nuller. Was es eigentlich ja auch ist.

Wie gesagt: gut geschrieben, sonst hätte ich nicht weitergelesen. Wenn ein Buch gut geschrieben ist, quäle ich mich schon mal durch.

2 Antworten zu „Der Name des Windes“

  1. Jaaaa … also … vieles wird im zweiten Band deutlicher, aber … Patrick Rothfuss hat es inzwischen, im Nachwort der letzten Kurzgeschichte zugegeben, er hat Schiss die Geschichte zu Ende zu bringen, er weiss glaube ich nicht einmal wie. Das sollte man wissen, Ehe man sich auf die Königsmörder-Chroniken einlässt.

    That being said: Die Hörbuch-Adaption ist ungekürzt und Stefan Kaminski ist jede Minute ein Genuss, der mich eine Geschichte ohne Ende mehr oder weniger leicht vergessen lässt. Aber ja … tolle Prosa, miese Geschichte.

    1. Ah, interessant. Dann lese ich mal lieber nicht den zweiten Teil 🙂

      Stimmt, das wollte ich eigentlich noch erwähnen, wie gut Stefan Kaminski liest. Ich lese und höre oft parallel.

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