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Gestern war ich seit langem mal wieder im Kino. Ich habe mir mit der Tochter Barbie angesehen. Sie wegen Ryan Goslin und Margot Robbie und ich wegen Greta Gerwig.

Was Greta Gerwigs Arbeiten angeht, bin ich Fanboy wegen Frances Ha, Little Women und Arcade Fires Auftritt:

Nicht, dass ich mir alles von ihr ansehe, aber das was ich von und mit ihr gesehen habe, fand ich gut. Barbie ist da keine Ausnahme. Der Film ist toll. Eine sehr unterhaltsame und liebevolle Geschichte über das Verhältnis von Fantasiewelt und Realität. Und Männern und Frauen natürlich.

Ryan Goslin passt ja ganz wunderbar in die Rolle des leicht trotteligen, sympathischen, gut gebauten Mannes. Auch wenn er mich ein bisschen an Andreas Dorau 1993 erinnerte. Überhaupt musste ich ganz oft an Andreas Dorau und die ganze kindliche, aber eben nicht ganz so naive Ästhetik denken. Und an Truman Show und an Edward mit den Scherenhänden.

Es gibt auch eine Tanzszene (und Gesangsszene; das wäre auch zu schade gewesen, Goslins Talent und Können nicht zu nutzen), die, wie meine Tochter messerscharf erkannte, ihren Ursprung in West Side Story und Grease hat. Allerdings, dachte, ich wäre es schön gewesen, wenn man etwas wirklich Zeitgenössisches und Eigenes, Neues kreiert hätte. Ich halte nichts von ironisierenden Szenen, wie auch der Tanzszene in Pulp Fiction. Ich halte mehr davon, zu zeigen, dass man sich nicht nur auf etwas bezieht und seine Hausaufgaben gemacht hat, sondern, dass man auch etwas verstanden hat, indem man es in die heutige Zeit versetzt.

Mit dem Wegfall von Musikvideos und ihren Tanzszenen in den 80ern/90ern, die einen großen und wesentlichen Einfluss auf Tanzdarstellungen hatten, eigenen sich die etwas ernsteren Contemporary-Einflüsse nicht mehr so für Musical-Film-Szenen. Das eben ist die Herausforderung.

Aber vielleicht war das bewusst und Absicht (für so kenntnisreich und klug halte ich Gerwig). Die Frauen reden in dem Film vollkommen ernsthaft miteinander und über Männer. Die Männer sind durchweg Witzfiguren, deren Aufgabe es ist, ihre eigene, neue Identität zu finden. Ich meine: die Frauen singen Closer To Fine von den Indigo Girls und nicht Girls Just Wanna Have Fun – ein ganz klares Statement für die Ernsthaftigkeit, mit der die Frauen hier agieren. Ich habe keine Ahnung, was Indigo Girls davon halten, aber für mich ein Highlight aus dem Film.

Vielleicht wollte Gerwig mit Ken/Goslin kein entsprechend tänzerisches Highlight setzen, sondern bloß als gängigen Standard einsetzen.


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