Hi, I’m Martin

  • Gemischte Gefühle

    Seit April letzten Jahres treffe ich mich überwiegend mit Freunden über Zoom und auch die Freizeitaktivitäten verlagern sich ins Digitale.

    Ich habe mit Menschen getanzt, im Unterricht, in Workshops, improvisiert, vorgetanzt, abends zum DJ. Wir haben zusammen Musik gehört, Musik gemacht und uns unterhalten.

    Es blieb etwas auf der Strecke und etwas Neues kam hinzu. Einerseits fehlten die Nähe und die Sinneseindrücke, andererseits war die Distanz auch befreiend und half meinem Verstand.

    Rückblickend stelle ich fest, dass ich in realen Situationen oft körperlich anwesend und vielleicht auch sehr persönlich und nah bin, aber mein Verstand ist draußen, er beobachtet und analysiert. Oft bin ich nie ganz dabei oder dabei und will es gar nicht so richtig. Kurz: Ich habe immer gemischte Gefühle. Immer. Und nicht nur gemischt, sondern eben auch widersprüchlich, extrem angenehm und unangenehm zugleich. Selten fühlt sich etwas wirklich rund an. Selten bin ich rundum zufrieden.

    Nach Zoom-Treffen bin ich oft recht zufrieden, Realtreffen sind tolle Erlebnisse, aber eben auch etwa überwältigend. Das ist nicht immer angenehm.

    Ich bin aber gerne real und persönlich mittendrin, ein anderes Zusammensein wird mir schnell zu langweilig 1.

    Ich denke, meine persönliche und private Lebensaufgabe ist es, Körper und Geist zu verbinden. Nicht als Zustand, sondern als Prozess. Dieses allerdings nur in einem bestimmten Umfeld zu zeigen und zu teilen.

    1 Oder ich habe sachliches Interesse, dann will ich nicht viel Persönliches dabei haben.

  • Muskelverhärtung

    Der eine Muskel meines linken Armes ist immer noch verhärtet, trotz Physiotherapie und Medikamenten, ich mache Muskeltraining und Lockerungsübungen. Ich arbeite mit der Faszienrolle und einem Gummiball für die Triggerpunkte.

    Ähnlich wie beim Muskeltraining gibt es darüber Untersuchungen und Erkenntnisse, mit denen man das Ergebnis verbessern kann. Ich denke nämlich, dass ich zwar Übungen gemacht habe, aber eben nicht richtig.

    Faszien

    Faszien sind Bindegewebe, das Muskeln umhüllt und den gesamten Körper durchzieht. Sie können viskos oder flüssig sein und zäh werden. Weder sind es Beutel, in denen die Muskeln liegen, noch können sie verkleben.

    Schmerzen

    Der Schmerz gibt uns Aufschluss darüber, wo die Verhärtung liegt, er gibt uns aber auch Aufschluss darüber, ob die Massage lockert, Nerven beeinträchtigt werden oder Muskeln verspannen.

    Ein bisschen, eher dumpfer Schmerz ist nötig, wenn die sogenannten myofasziale Triggerpunkte bearbeitet werden.

    Auf einer Skala von 1-10 sollte der Schmerz maximal bei 5-6 liegen.

    Technik

    Man sollte für eine bis eineinhalb Minuten auf dem Schmerzpunkt bleiben, ob mit Rolle oder Ball 1. Mit der Rolle sollte man weniger Rumrollen als vielmehr auf dem Schmerzpunkt bleiben.

    Ich finde die Rolle sehr angenehm, weil ich damit den Druck am besten variieren kann.

    Mein Ziel ist es, dieses Jahr die Verspannung weg zu bekommen.

    Ich mache das jetzt seit ein paar Tagen, was recht schmerzhaft ist und wofür ich viel Geduld brauche. So ist das leider mit der Therapie von Muskelverhärtungen.

    Quelle

    1 Ich zähle langsam bis 90

  • Fantasy-Bücher

    Ich habe endlich mal wieder einen Fantasy-Roman gelesen. Eigentlich lese ich gerne Fantasy, aber ich komme oft schlecht rein oder schnell wieder raus. Ich habe etliche angefangen und weggelegt. Gute Fantasy-Bücher, die auch noch den persönlichen Geschmack treffen, sind schwer zu finden, vor allem, wenn man so wählerisch und unkonzentriert liest wie ich – wenn ich nicht gerade Urlaub habe.

    Wenn ich in Berlin bin, gehe ich in die Buchhandlung Otherland, lasse mich von den bunten Bücherregalen berauschen und kaufe ein paar Bücher.

    Ich habe den ersten Band von Peter Bretts Das Lied der Dunkelheit (The Painted Man, The Warded Man) durchgelesen und den zweiten Band angefangen. Diesen allerdings wieder weggelegt, vielleicht lese ich ein anderes Mal weiter. Für einen Band war es in Ordnung, mehr vielleicht aber auch nicht.

    Stattdessen habe ich Herr der Ringe wieder angefangen, mit dem Vorhaben, es durchzulesen. Und wenn ich das ganze Jahr oder länger dafür brauche. Ich habe es bisher noch nie geschafft.

    Update 30.1.: Ich habe das Lesen unterbrochen.

  • The Queen’s Gambit

    Diese Serie hat wirklich Spaß gemacht. Tolle Schauspieler, tolle Kostüme und eine fesselnde Geschichte.

    Ich habe für Schach eine ganze Menge übrig, in meiner Jugend habe ich mal viel Schach gespielt (ich bin allerdings nicht sehr gut, eigentlich bin ich sogar richtig schlecht). Ich habe mir im Fernsehen Sendungen über Schach angesehen und Spiele verfolgt. Es gibt einen Fernsehfilm von Wolfgang Petersen mit Bruno Ganz aus dem Jahr 1978, Schwarz und weiß wie Tage und Nächte, den habe ich damals fasziniert gesehen und vor kurzem auf DVD besorgt.

    Ich bin kein Schachspieler, ich bin eher ein Schachspiel-Zuschauer.

    Das Brooklyn-Museum hat eine hübsche Online-Ausstellung mit den Kostümen gebaut.

    Und besonders beeindruckend ist diese Sammlung der Drehorte hier.

  • 1977

    Ich habe geprüft (NME – Albums of the year), es gab Jahre, in denen sehr viele bahnbrechende Alben erschienen, Musik, die unser Leben veränderte, und das hängt nicht mit dem zusammen, was in unserem Leben passiert, sondern ist ein rein musikalisches Phänomen.

    Auf Twitter wurde diese Liste rumgereicht, sie ist beinahe selbsterklärend.

    Ich habe mit Freunden gesprochen. Ich habe mir die Musik aus den Jahren angehört, die für mich wichtig waren. Es gibt einfach Jahre, in denen sehr viel gute, wegbereitende Musik erschien. Musik, die nicht dazu gedacht war, einen Markt oder einen Geschmack zu bedienen, Musik, die aus einem ganz persönlichen Anliegen etwas Größeres machte. Musik, die nicht direkt in einen Markt hinein arbeitete und im Hinblick auf ein Publikum und eine Bühne entstand (wohnzimmerproduzierte Musik war eine Sonderform). Musik, die passierte, Musik als bahnbrechendes, erschütterndes, kulturelles Geschehen.

    • David Bowie – Heroes
    • Ian Dury – New Boots And Panties
    • Elvis Costello – My Aim Is True
    • Sex Pistols – Never Mind The Bollocks
    • Television – Marquee Moon
    • Bob Marley – Exodus
    • The Clash – The Clash
    • Iggy Pop – Lust For Life
    • The Ramones – Leave Home
    • The Stranglers – Rattus Norvegicus
    • The Ramones – Rocket To Russia
    • Dave Edmunds – Get It
    • Culture – Two Sevens Clash
    • Brian Eno – Before And After Science
    • The Jam – In The City
    • Randy Newman – Little Criminals
    • Talking Heads – Talking Heads ’77
    • Cheap Trick – In Color
    • Richard Hell – Blank Generation
    • Steely Dan – Aja
    • John Martyn – One World
    • Burning Spear – Live
    • The Modern Lovers – Rock N’ Roll With The Modern Lovers
    • Blue Oyster Cult – Spectres
    • Thin Lizzy – Bad Reputation
    • Wire – Pink Flag
    • David Bowie – Low
    • Blondie – Blondie
    • Peter Gabriel – Peter Gabriel
    • Muddy Waters – Hard Again

    Um 2010 herum entstanden wieder eine Menge Bands, die allerdings beinahe vollständig auf bereits dagewesene Traditionen aufbauten.

    Seitdem ich wieder Gitarre spiele und wieder Kontakt mit meiner alten Band habe und wir gemeinsam Musik machen und uns darüber austauschen, komme ich ja nicht umhin, mich wieder intensiver mit Musik zu beschäftigen, die nicht nur Tanzmusik ist.

    Ich bin sicher nicht mehr so erlebnisfähig wie früher und wenn dann nur im Zusammenhang mit Tanzen, alles andere lässt mich eher kalt.

    Aber die alten Alben, Musik vor ca. 1994 packen mich immer noch.

    Es hat wohl doch etwas mit dem Alter zu tun.

    Einen Grund jedoch vermute ich als treibenden Faktor grundsätzlich: Die Verfügbarkeit von Intrumenten, Klangerzeugern und Geräten (E-Gitarren 1977, Sampler, Syntesizer etc. 1993, Software und Hardware um 2010, noch so ein Peak-Zeitraum).

  • In Bewegung bleiben

    Corona hat einen großen Einfluss auf die gesamte Kulturszene, somit auch auf das Tanzen. Tanzen ist für mich Bewegung, Freizeitbeschäftigung, Ausgleich, Selbstfindung- und Gestaltung, künstlerische Betätigung, Sport und sozialer Kontakt. Nur ein Teil davon konnte ich im letzten Jahr beibehalten, manches musste ich neu finden. Aus einem recht extrovertierten Gesamtkonzept wurde eine individuelle, persönliche Betätigung.

    Die wichtigste Frage, die ich mir immer wieder stelle, ist nicht wie ich tanze, sondern warum, denn daraus ergibt sich das wie. Und wenn ich das Wie beobachte und entdecke, bekomme ich die Antwort auf das Warum.

    Im Moment sind es persönliche Lust und Spaß, meine alte, kindliche Freude und das Vorhaben, diese Form der Bewegung und Beweglichkeit beizubehalten.

    Das sagt sich so leicht und ist doch viel mehr eine Regel und ein Ziel an mich selbst als eine Aussage oder ein Zustand. Aber ich bin auf dem Weg und diese Richtung habe ich im letzten Jahr eingeschlagen, habe Wege verlassen und Korrekturen vorgenommen.

    Das ist eine Konsequenz aus den Veränderungen durch Corona: Ich umgebe mich nur noch mit Menschen, die vernünftig, angemessen, ausgewogen und rücksichtsvoll sind. Das betraf zum Glück sowieso die meisten Menschen, aber bei einigen war ich zu tolerant und verständnisvoll.

    Mir ist es insgesamt auch nur Recht, dass der soziale Aspekt beim Tanzen deutlich in den Hintergrund gerückt ist und ich das Ganze mehr aus der Distanz, auch körperlich, betrachten kann.

    Ich sag’s mal so: Attraktivität und Euphorie und Endorphine bergen gewisse Gefahren. Sie brauchen einen vernünftigen Kontext und der bisherige wurde durch Corona verändert. Im Laufe des letzten Jahres haben sicher alle, die sich in irgendeiner Weise künstlerisch betätigen, ihre Definition von Menschlichkeit neu ausgerichtet, denke ich – auch wenn es ihnen vielleicht nicht bewusst ist. Etwas, womit sie tagtäglich zu tun haben und worauf ihr Leben gründet.

  • Immer Ärger mit der Unsterblichkeit

    Ich habe meine Fantasy-Lektüre unterbrochen, um Andreas Doraus Immer Ärger mit der Unsterblichkeit zu lesen. Ich habe das Buch schon lange in der Bibliothek und hätte ich gewusst, wie gut es sich lesen lässt, hätte ich es schon längst gelesen. Ähnlich überrascht war ich ja auch von Klavkas Depeche Mode. Gut möglich, dass Verlage mittlerweile einen großen Anteil daran haben, wie solche Bücher geschrieben werden und sie auch für diejenigen unterhaltsam sind, die keine so großen Fans sind. wenn ich Musik oder Künstler’in mag, heißt das nicht, dass ich viel mehr als am Werk interessiert bin.

    Ich habe Dorau immer gerne gehört und die Musik und Maler der Zeit, die mit Dilettantismus, Naivität und Unernst gearbeitet haben, haben mich in meiner Jugend sehr geprägt. Sie haben mein mildes Peter-Pan-Syndrom gespeist und das willentlich und gerne. Aus dem Grund höre ich Andreas Dorau auch heute noch beziehungsweise wieder.

    Andreas Dorau hat nie aufgehört gut zu sein und er ist immer derjenige, der er ist, es ist weder Gehabe noch Getue oder Anbiederung. Das wird in seinen kleinen Geschichten deutlich und danach höre ich seine Musik noch lieber.

    Für mich steckt darin mehr Reife als das, was sich oft für reif hält und dann doch nur als zu früh altklug geworden entpuppt.

  • Fotobücher

    Ab und zu kaufe ich Fotobücher. Ich mag sie nicht nur wegen der Fotos, sondern auch als Buch und als eine Art gebundenes Projekt oder Statement.

    Ich fotografiere hin und wieder mit Film, aber sehr wenig und nur privat. Mich reizt es allerdings immer wieder sehr, weil die Qualität einfach außerordentlich ist, nur fehlt mir eben der Grund oder das Thema. Es gibt nichts Besonderes, das ich fotografieren will.

    Für normale Urlaubs- oder Familienbilder reicht eben auch bloß mein Smartphone oder meine Nikon D700. Film ist etwas Besonderes.

    Zum 18. Geburtstag der Tochter habe ich die alten Negative eingescannt und bei Whitewall ein leinengebundenes Buch drucken lassen.

    Sechzig Seiten kosten etwa fünfzig Euro, das ist erschwinglich und das Buch sieht absolut professionell aus. Ein echtes Fotobuch ohne Einschränkung.

    Mit dieser Möglichkeit, die eigenen Bilder in solch ein Format zu bringen, überlege ich doch ernsthaft, wieder mit Film zu fotografieren, privat, aber trotzdem etwas ernsthafter. Es ist ja schon eine Schande, dass meine Rolleiflex nur im Regal steht, sie verharzt auch langsam, und das tut ihr nicht gut. Daneben steht die Leica.

  • Das Lächeln der Fortuna

    Im Sommerurlaub habe ich Das Lächeln der Fortuna zu Ende gelesen. Anfang des Jahres hatte ich Illuminati von Dan Brown noch einmal gelesen und wollte die komplette Reihe zu lesen. Wie ich auf Das Lächeln der Fortuna kam, weiß ich nicht mehr, irgendwie landete das Ebook auf meinem Kindle.

    Mittlerweile höre ich die Bücher gelesen an und wechsel zwischen Buch und Hörbuch. Zu den meisten habe ich sogar Papier und Ebook. Je nachdem, wonach mir ist, greife ich zum Format meines Geschmacks.

    Nur im Urlaub komme ich zum Lesen und hätte ich gewusst, wie dick Das Lächeln der Fortuna ist, hätte ich die Finger davon gelassen. Aber das Buch ist gut und fesselt. Zu wissen, dass es seine gewisse historische Nähe hat, macht es um so spannender, es ist zwar Fiktion, aber mit einem realistischen Anspruch.

    Ich konnte natürlich irgendwann nicht mehr so genau der Geschichte folgen, weil ich mir keine Personen merken kann und in welcher Beziehung sie zueinander stehen. Es gibt zwar ein Personenverzeichnis und einen Stammbaum, aber ich habe nie Lust, diese zu benutzen.

    Die Geschichte wird anhand von Beziehungen, Politik und Wirtschaft beschrieben. Das ist alles sehr solide und mit viel Sachkenntnis erzählt. Ich habe bisher noch keinen historischen Roman durchgelesen, aber der hier war ziemlich gut, weil er aus einer etwas größeren Perspektive erzählt.

  • Depeche Mode

    Markus Kavkas Depeche Mode hat mir ein Freund geschenkt. Ich habe viel Depeche Mode gehört und höre sie immer noch, war aber nie ein Fan oder Goth oder war in der Szene. Markus Kavka sehr wohl. Und er ist nicht nur ein kenntnisreicher Fan, sondern auch ein unterhaltsamer, sympathischer Erzähler, der viel erlebt hat und seine Geschichte stark komprimiert in ein kleines Büchlein packt.

    Ich habe mir auch das Hörbuch angehört, das er selbst eingelesen hat.

    Hinterher musste ich mir natürlich die komplette Diskografie der Studioalben (ohne Bonusmaterial) in eine Playlist packen, die vierzehn Stunden lang ist.

    Das Schöne an Kavkas Büchlein (gesprochen klingt das natürlich sehr lustig) ist, dass es eine Autobiografie ist, die er mit viel Selbstironie erzählt. Dabei geht es nicht nur um die Musik, sondern auch um die persönliche Beziehung zur Band. So bekommt das Ganze noch mal eine ganz andere Dimension. Deshalb habe ich mich auch nie als Fan von jemandem bezeichnet, weil ich immer nur Hörer war, auch wenn ich Bootlegs sammelte und auf Konzerte ging, Symbole und Logos trug.

    Man muss also gar nicht allzusehr an Depeche Mode interessiert sein, es reicht, wenn man was mit den 80ern anfangen kann.

    Was ich ganz persönlich nie mochte, war die extreme Konzentration auf einen Geschmack und Stil, ich war immer interessiert an Musik als solcher. Natürlich habe ich auch meine Werte, Urteile und meinen Geschmack, aber das ist stimmungsabhängig und sehr offen und das möchte ich mir auch beibehalten.

    Kavka gibt seine ganz naive Sicht ganz offen und ehrlich wieder, die eben nur einen Teil der Musik akzeptierte und alles andere doof fand. Mehr als Biografie, Geschichten über die Goth-Szene-Geschichten und Informationen über Depeche Mode darf man natürlich nicht erwarten. Es ist ein kleines Büchlein, das viel Spaß macht und genug Stoff für ein viel dickeres Buch bietet.