Hi, I’m Martin

  • Ballet wtf

    Meine Domain war damals wohl gewählt, als ich mit Ballett anfing. Seit letzten Sommer nehme ich wieder Unterricht, erst im Studio, jetzt über Zoom.

    Letzten Samstag beim Tanzabend über Zoom mit anschließendem Nerd-Talk kamen wir auf Ballett zu sprechen, angefangen hat es mit Missbrauch in der Kultur. Ich hatte schon ein paar Bier getrunken und deshalb formulierte meine Zunge locker: Man darf einfach nicht vergessen, dass Ballett eine sexistische, rassistische, elitäre Kunstform ist. Ich ergänze nüchtern: klassisches Ballett. Ehrlich, ist liebe Ballett und will es retten, für die, die es lieben. Ich will es nicht für alle retten, aber ich will es für mich aus dem Schlamm ziehen, wie ein liebgewonnenes Spielzeug, das immer wieder in den Dreck fällt.

    Es ist wie mit anderen Bereichen auch, die mit Körpern zu tun haben und nicht nur geistig sind.

    Wer einen Eindruck davon bekommen will, wie es aussieht, wenn alle schlechten Seiten des Balletts zusammenkommen, kann sich Flash and Bones ansehen.

    Es gibt keinen besonderen Anlass, aber die Schließung der Theater wegen der Pandemie und die dadurch bedingte Ausrichtung auch auf ein neues, digital erreichbares Publikum und generell die durch die Pandemie aufgeworfenen Fragen der Menschlichkeit und Solidarität haben bei mir viel in Gang gebracht. Und der oben formulierte Satz hat sich ein bisschen wie eine Befreiung angefühlt.

    Ich wünsche mir ernsthaft, es könnte sich neu aufbauen. Es gibt genug Beispiele, dass es anders geht und eigentlich bin ich, was meinen Geschmack angeht, längst weg vom klassischen Ballett, aber im Unterricht bin ich nun mal immer wieder damit konfrontiert.

    Vielleicht ist das ein langer, langsamer Prozess und man muss die positiven Ansätze mehr schätzen und verfolgen.

    Diese Diskussion auf Reddit ist jedenfalls sehr interessant. Wobei man natürlich sehr schön sehen kann, wie eng Geschmack und Meinung zusammenhängen und dass „Sich eine Meinung bilden“ eben ein Lernprozess ist, bei dem man sich manchmal auch mit unliebsamen Aussagen auseinandersetzen muss.

    Update: Na, das passt ja gerade zum Thema.

  • Lame brain

    Update zu: Für mich bitte in Zeitlupe.

    Liegt es am Alter, der mangelnden Übung, Kaffee, Alkohol, Tanzen? Ich weiß es nicht, aber mein Gehirn merkt sich keine Texte mehr. Ich habe Taylor Swifts Text nicht fehlerfrei live hinbekommen. So gut wie nie also. Ich dachte, es läge an Taylor.

    Jetzt lerne ich gerade einen Text, den ich dachte, gut zu kennen, weil ich das Lied seit 1996 höre und teilweise mitsinge. Es ist eines meiner Lieblingslieder und sein Text bedeutet mir was. Also nur noch die Lücken füllen.

    Von wegen, was anfangs noch gut ging, wird einfach vom Gehirn nach einiger Zeit rausgesiebt. Es ist ihm vollkommen egal, ob die Zeile heißt

    Im the intimate stranger.

    Es macht daraus random:

    Im the internet stranger.
    Im the permanent stranger.
    Im the permalink stranger
    .

    Es ist meine Gehirn vollkommen egal, interessiert sich nur für Klang und gibt sich mit halbwegs sinnvollen Inhalten zufrieden.

    Es ist gruselig. Diese Texte bedeuten mir offensichtlich nicht genug.

    Ich habe nie Angst davor gehabt, dement zu werden, aber ich kann nicht garantieren, dass es meinem Gehirn irgendwann vollkommen egal ist, ob ich mit Hausschuhen auf die Straße laufe und Aufbackbrötchen roh esse, weil sich mein Gehirn offensichtlich mit Ähnlichkeiten vollkommen zufrieden gibt.

  • Faszinierende Wölfe

    Ich wollte das Buch Die Weisheit der Wölfe lesen, kam aber über das dritte Kapitel nicht hinaus. Ich glaube, es war das Dritte. Die Autorin Elli H. Radinger kennt sich mit Wölfen aus, sie beobachtet sie seit Mitte der Neunziger. Ihre Faszination und Identifizierung ist allerdings so groß, dass keine Grenze mehr zwischen Wolf und Mensch gezogen wird. Im Kapitel über Wölfe und Frauen wusste ich nicht, ob das jetzt feministische Literatur, ein Wolfsporno oder ein romantischer Liebesroman werden soll, ihr schwebt wohl ein neues Familien- und Gesellschaftsideal vor. Wirklich absurd wurde es in dem Kapitel über die Kommunikation der Wölfe. Die Kommunikation der Menschen findet sie armselig und weist darauf hin, dass Wölfe kommunizieren und zwar ohne Technik(!). Und ich dachte immer, Wölfe heulen, weil das WLAN ausgefallen ist. Die Körpersprache des Menschen und vor allem die Verständigung auf diese Weise ist sicher ausbaufähig, aber das braucht eine etwas nähere, menschengerechte Betrachtung, die Beobachtung von Wölfen reicht da mitnichten. Das ist ja absurd. An der Stelle bin ich dann ausgestiegen.

    Ich finde all ihre Ideen, ihr Wissen und ihre Vorstellungen interessant, aber das muss etwas reflektierter und sachgerechter gedacht und formuliert werden. Sie muss die Grenze klarer ziehen zwischen sich und der Sache.

    Es ist schade, denn das Thema finde ich hochinteressant, aber im Moment findet man stellenweise ein Naturalismus als Ersatzreligion, der den Menschen wohl irgendwie Halt gibt.

    Vielleicht finde ich ja mal ein ordentliches Sachbuch zum Thema. Und parallel dazu gerne eines über die Kulturgeschichte.

    Little girls, this seems to say
    Never stop upon your way
    Never trust a stranger friend
    No-one knows how it will end
    As you’re pretty, so be wise
    Wolves may lurk in every guise
    Now as then, ’tis simple truth
    Sweetest tongue has sharpest tooth

    The Company of Wolves
  • Gespräche mit Freunden

    Letzte Woche war ich drei Tage krank. Ich lag im Bett und habe hauptsächlich gelesen. Einen Tag war ich in Quarantäne, zum Glück war der Corona-Test negativ und zum Glück lagen zwischen Abstrich und Testergebnis nur etwa zwölf Stunden.

    Ich habe in der Zeit Sally Rooneys Gespräche mit Freunden gelesen. Ein großartiges Buch. Ich habe selten so ein ansprechendes Buch gelesen, der Stil, der Rhythmus und die Figuren waren konzentriert und präzise aufeinander abgestimmt. Eine ganz besondere Mischung aus nüchtern und emotional. Ich werde mit Sicherheit ihren zweiten Roman auch lesen, aber erst einmal ist Murakami dran.

    Ich merke bei Murakami aber, wie sehr ich ihren Stil vermisse.

    Das Hörbuch liest Dagmar Bittner, die das Buch ganz toll liest. Sie liest normalerweise eher Jugendbücher und Triviales, allerdings sehr lebendig ohne einem zu sehr auf die Nerven zu gehen. Schade, dass sie nicht noch mehr anspruchsvolle Romane liest.

  • Der Rechner ist aufgerüstet

    Ich habe alles versucht, um den alten Rechner am Laufen zu halten. Der Chip musste permanent unter Höchstleistung laufen und war kaum noch zu kühlen. Kein Lüfter konnte das mehr leisten, vor allem nicht geräuscharm. Die Seite von dem Rechner war permanent offen, im Sommer zusätzlich mit Ventilator gekühlt.

    Nachdem ich mich entschlossen hatte, mir das runtergesetzte Aufrüstbundle mit einem Ryzen 3 zu kaufen, war es leider schon ausverkauft. Die anderen waren mir zu teuer, also suchte ich auf ebay und nahm eines der wenigen gebrauchten, die im Angebot waren. Ein Mainboard mit Ryzen 5, groß genug für meine dicke Grafikkarte, leider zu klein für meine Soundkarte, die Grafikkarte verdeckt die beiden anderen Anschlüsse und einen Steckplatz für meine Soundkarte gab es nicht. Ich habe tatsächlich nicht auf die Größe des Mainboards geachtet, das Angebot war einfach zu gut und günstig.

    Ich werde mir eine externe Soundcard mit USB-Anschluss kaufen müssen.

    Der Rechner läuft, leise und schnell. Ich kann spielen, wozu ich Lust habe, und obwohl ich eigentlich gar nicht spielen möchte, bekomme ich wieder Lust.

    Vor allem aber läuft Lightroom wieder flüssig und ich kann endlich wieder Fotos bearbeiten. Bei der Gelegenheit habe ich mich mit Filterintensität beschäftigt.

    Die einzige Möglichkeit in Lightroom die Filterstärke zu variieren besteht darin, ein Profil zu verwenden, das man vorher in Camera Raw erstellt hat.

    Im Netz findet man verschiedene Tutorials unter den Stichworten „LUT Profile Lightroom“. Das ist aber sehr kompliziert und mir nicht gelungen.

    Am einfachsten ist es, fertige LUT-Packs zu kaufen, zum Beispiel hier. Wenn man sowieso schon in der Adobe Cloud ist, kann man sie darüber finden. Man installiert die ZIP-Dateien in Camera Raw und kann sie dann in Lightroom verwenden.

    Blick vom Philosophenweg

    Nach vielen Jahre ist es mir endlich gelungen über ein Profil das Bild so zu steuern, dass ich nur noch mit kleinen Korrekturen die restlichen Einstellungen verändern muss.

  • Für mich bitte in Zeitlupe

    Ich weiß nicht, wie ich das früher gemacht habe, ich weiß nicht, wie ich die Texte der Songs auswendig gelernt habe, die ich gecovert habe.

    Was ich weiß, ist, dass ich Texte jetzt nur sehr schwer auswendig lernen kann. Schon klar, das ist das Alter, aber es ist ja nicht das Alter an sich, sondern wohl die mangelnde, vielfältige Vernetzung der neuen Information im Gehirn. Die neue Information ist für mich nicht wirklich wichtig, also gibt es keinen Grund sich daran zu erinnern. Das Gehirn hat sich im Vergessen und Filtern geübt.

    Wir haben ein kleines, privates Zoom-Konzert und ich habe mich bereit erklärt, Taylor Swifts Cruel Summer zu covern. Toller Song, groovy, easy, floving Text. Nur wollen die Worte nicht in meinen Kopf, sie erreichen mich nur als beinahe sinnfreier Klang. Es liegt nicht am Text, es liegt an mir, es geht mir mit jedem Text so.

    Jedenfalls muss ich diesen Song lernen. Ich schreibe ihn handschriftlich ins iPad und male Bildchen drumrum, ich kringel Wort ein und markiere sie farbig. Ich wiederhole Schlüsselwörter. Ich gehe Satz für Satz und Strophe für Strophe vor und es ist zäh, ich komme im Schneckentempo voran.

    Jetzt werde ich das machen, was man im Tanz auch macht: in Zeitlupe und mit Wiederholungen Satz für Satz durchgehen. Der Tempowechsel hat jedenfals schon mal viel gebracht. Ich werde alt.

    Übrigens klingt der Song 25 % langsamer auch sehr gut.

  • Körper

    Der Austausch jeglicher körperlicher Kommunikation und Information findet nur noch ausschließlich in keimfreien Privathaushalten statt.

    Es ist dafür zu sorgen, dass der Körper als funktionstüchtige Einheit erhalten bleibt, weil das Gehirn noch von ihm abhängig ist.

    Haushalte sind die einzige Sozialform.

  • Der Report der Magd

    Ich habe Margaret Atwoods Der Report der Magd mit Begeisterung gelesen. Eine intelligente, sehr gut geschriebene Dystopie.

    Ich hatte die Serie auf Netflix angefangen, aber dann doch lieber das Buch gelesen, damit ich nicht allzu sehr dem Charme des Visuellen erliege, es verleidet mir oft das Lesen, weil die Bilder unnachgiebig gespeichert sind.

  • Fehlkauf

    O.K., es war eine Leseprobe und sie las sich gut und der Inhalt traf genau mein Interesse. Ich nenne den Titel nicht. Er hat mir von Anfang an nicht gefallen. Und der Verlag auch nicht. Den Verlag meide ich, ich habe festgestellt, dass der Verlag ausschließlich Fachbücher für Staubsaugervertreter verkauft. Ich bin kein Staubsaugervertreter.

    Das erste Kapitel las sich gut, eine schmissige Zusammenfassung der Untersuchungen über die Wahrnehmung mit der Erkenntnis, dass unsere Wahrnehmung und unser Denken voneinander nicht zu trennen sind. Wie also Denken, Körper und Gefühle zusammenhängen. Das ist interessant für mich.

    Im zweiten Kapitel folgen dann die üblichen Bias-Formen, über die ich schon in einem anderen Buch gelesen habe und für Staubsaugervertreter interessant sind und in Büchern auch für diese Personen aufbereitet werden. Zu Nachlesen reicht diese Liste.

    Ich blätterte zum dritten Kapitel und las dort zu häufig das Wort „Käufer“.

    Ich habe das Buch zurückgegeben, was bisher nur zweimal bei mir vorkam.

  • Zusammen Musik hören

    Wir treffen uns online, um uns gegenseitig Musik vorzuspielen. Musik, die wir gerade mögen. Wir reden über Musik und was wir uns so anhören. Einen gemeinsamen Schnittpunkt gibt es: meine alte Band. Über sie ist es organisiert und der alte Freundeskreis von damals findet sich zusammen.

    Die alten Songs werden gespielt und verlorene Kontakte wiederhergestellt. Seit 30 Jahren haben wir uns zum Teil nicht mehr gesehen. Wenn es wieder möglich ist, gibt es ein großes Treffen.

    Manchen geht es auch so, dass ein Algorithmus bestimmt, was man hört. Neues kommt kaum hinzu.

    Jeden Monat wollen wir uns treffen, eines gab es schon. Ich stellte Hurray for the Riff Raff vor. Ich nahm von dem Abend Sam Fender mit.

    Für Februar habe ich Danielle Durack gewählt.

    Ich versuche weiterhin, den Zeiträumen Musik zuzuordnen, den alten Rhythmus aus Zeit, Phasen und Musik wiederzufinden. Diese Abende könnten mir dabei helfen, vor allem, weil wir Musik wieder mit anderen Menschen verbinden, nicht mit einer Software.