Hi, I’m Martin

  • Die Macht der Kränkung

    Was zur Hölle. Das liest sich wie eine Szene aus den Filmen, von denen man immer denkt, die Figuren seien überzeichnet. Marco Goecke beschimpft Tanzkritikerin und beschmiert sie mit mit Hundekot. Black Swan, Flesh and Bone, L’Opéra … die Figuren kommen nicht von ungefähr, aber hier liest sich das, als würde die Realität die Kunst imitieren. Realität und Kunst kann man nicht trennen, das eine gehört zum anderen.

    Ich habe ja schon im Eintrag zum Tanzfestival bewusst keine Kritik geäußert und mich etwas sachlich drumherum gewurschtelt, aber an einem Stück hätte ich kaum ein gutes Haar gelassen. Autonomie der Kunst kann man deklamieren, aber dann sitzt man in einem Glaspalast in seiner eigenen Scheinwelt.

    Was für ein Divenquark.

  • Tanzfestival

    Sonntag waren wir auf der Abschlussveranstaltung der Tanzbiennale. Es ging drei Stunden, fand an zwei Orten statt, und jeweils waren vier Stücke zu sehen. Es war sehr gut und abwechslungsreich. Die Tänzerinnen und Tänzer waren alle großartig, die Stücke waren gemischt. Choreografie ist eine schwierige Kunstform, die sehr viele Elemente enthält. Dazu gehören Musik, Kostüm, eine übergeordnete Idee, eine gewisse Dramaturgie, Bewegungen, Körperformen und Beziehungen. Einzelformen bilden große Formen, Körper haben ein Verhältnis zum Klang und Figuren sind Menschen, Personen, manchmal Rollen. Das alles kann rund und schlüssig gestaltet sein, oder vielleicht ungewollt widersprüchlich und beliebig. Man kann absichtlich irritieren und diese Irritation in eine neue Sichtweise überführen oder einfach nur ratlos verwirren.

    Herausragend fand ich C’est toi qu’on adore von Leïla Ka und Jane Fournier Dumet. Ein unglaublich sensibles und zugleich kraftvolles Stück. 2019 habe ich sie schon mal auf der Gala der Preisträger mit Pode Ser gesehen.

    Außerdem beeindruckend waren die Stücke We Dance Pergolesi vom Kyiv Modern Ballet, Neid | Point von Sharon Eyal getanzt von der Gauthier Dance Company und das Stück von Ivan Perez und dem Dance Theatre Heidelberg Islands mit Chor.

    Kurzfristig reingenommen wurde ein großartiges Solo (Teresa Curotti, Choreografie / Anna Lane, Tanz).

    Wir haben viel gesehen, und wir haben sehr viel sehr Gutes gesehen und gehört. Das will ich mal grundsätzlich festhalten.

  • Spock

    Spocks Tagebucheintrag vom 8.2.1973:

    „Ich hasse die Menschen so sehr, weil sie einfach nicht ausschließlich rational denken und handeln können, aber das werde ich mir natürlich nicht anmerken lassen. Diese Idioten. Außerdem hätte ich gerne mal Sex. Ich muss mir die subtile Mimik mit den Augen abgewöhnen, die Menschen könnten meinen Emotionen auf die Schliche kommen.“

  • Wochenende

    Freitag habe ich spontan eine gebrauchte Vibrationsplatte gekauft. Ich hatte viel Glück und bekam eine für 35 Euro, die neu knapp 300 gekostet hat. Ich habe ein bisschen mit ihr herumexperimentiert und den Restschmerz im Knie noch weiter verringern können. Das Gerät macht mir Spaß.

    Samstag waren wir bei einer Tanzaufführung anlässlich des Tanzfestivals, das gerade hier stattfindet. Die Aufführung war ein gemeinsames Projekt meiner Tanzschule und der Tanzpädagogin des Theaters, die meine Ballettlehrerin ist. Ich traf also einige bekannte Gesichter. Die Aufführung war ein Jugendprojekt, Jungs haben sie vergeblich gesucht.

    Sonntag habe ich I’m on fire gecovert, eine kleine Herausforderung, weil ich kein Meister im Fingerpicking bin. Nachdem das Video schon bei Youtube hochgeladen war, merkte ich beim anschließenden Durchhören des Originals, dass ich einen Akkord vergessen habe. Ich schob eine Erklärung hinterher. Ich habe einfach den Anspruch, es ordentlich zu machen. Das sind generell die drei Sachen, auf die es mir ankommt:

    • ich will es ordentlich machen
    • ich will es ernsthaft machen
    • und ich will meinen Spaß dabei haben

    Das betrifft alles, was ich mache. Mit ordentlich meine ich „einigermaßen solide und sauber“. Ich denke, dass ich dafür ein ganz gutes Maß habe, deshalb habe ich auch keine Probleme mit dem Wort „normal“.

    In unserem Bad steht eine Pflanze, der es immer schlechter ging. Meine Tochter hat sie aus ihrem Zimmer verband. Ich hatte extremes Mitleid, topfte sie um, gab ihr frische Erde und stellte sie bei mir ans Fenster. Ich bin immer wieder erstaunt, wie viel Mitleid ich für eine Pflanze empfinden kann.

    Weil ich gerade Buffy gucke, besorgte ich mir ein Buch über die Kulturgeschichte der Magie und Zauberei. Ähnlich wie die Parfümgeschichte oder auch der Tanz ist es Teil der Kultur, der immer wieder in verschiedener Form sichtbar wird, ich aber nie einen richtigen Blick darauf geworfen habe. In unserer jetzigen Kultur kenne ich nur: Fantasy, Esoterik, Religion und die Shows der Illusionisten. Dabei geht es auch um Rituale und Gefühle (Ängste, Sehnsüchte, Hoffnung etc.), kurz: etwas, das ich auch kenne und Teil meines Alltags ist. Das Buch ist jedenfalls sehr gut, das Thema ist interessanter als ich dachte. Das Wort Faszination bedeutet im Ursprung „Verhexung“.

    Abends habe ich mit der Tochter eine Folge einer Teenieserie gesehen, danach aber noch Glass Onion.

  • Knieupdate

    Ich war über Weihnachten und Silvester mit meinem Knie beschäftigt. Es war auch nicht anders möglich, denn weder konnte ich es ignorieren und weiter machen wie bisher, noch konnte ich nichts tun. Ich musste (be)handeln, mich informieren und Entscheidungen treffen.

    Ich habe alles probiert, was möglich war, habe etwas davon beibehalten und hoffe auf noch mehr Verbesserung.

    Ich lasse es nicht operieren. Ich habe mit Freunden und Bekannten gesprochen, die selbst einen Meniskusriss haben oder hatten. Und ich habe mit meinem Orthopäden gesprochen. Eine Knie-OP ist keine Autoreparatur. Der Meniskus kann nicht repariert werden. Da wird etwas weggeschnitten und was weg ist, ist weg.

    Das ist eine Tatsache, die ich erst einmal verarbeiten musste. Es gibt Dinge am Körper, die nicht heilen, vielleicht etwas beeinträchtigen, aber mit denen man ganz gut leben kann. Ein Meniskus hat eine wichtige Funktion und so ein Riss tut weh.

    Unbewusste Schonung vermeiden

    Was ich vermeide, sind Drehungen und Stöße bzw. schnelle, harte Bewegungen. Alles andere ist und muss möglich sein. Das Gehirn darf auf keinen Fall aus Angst vor Schmerz anfangen, die Bewegungen unbewusst zu sehr einzuschränken. Mein schmerzfreier Bewegungsradius ist beinahe wieder hergestellt. Starke Dehnungen, also hinknien, ist schmerzhaft. Allerdings bin ich hinterher deutlich schmerzfreier.

    Ich achte auf sanften Druck. Jede Bewegung übe ich grundsätzlich aus und versuche, dabei keine Angst vor Schmerz zu haben. Diese Angst vor Schmerz ist der schlimmste Faktor.

    Ich habe mir eine Bandage verschreiben lassen und welche zum Selbstbinden besorgt. Ich kann mein Bein sehr gut ruhig stellen, was manchmal sehr angenehm ist. Ich habe ein stabiles Gefühl und muss mir nicht ständig Gedanken über meine Bewegung machen. Bandagen schränken den Bewegungsradius angenehm für eine gewisse Zeit ein.

    Tanzen und Bewegung

    Ich kann wieder ganz normal und schmerzfrei gehen oder Rad fahren. Mein Tanzstil muss sich ändern. Ich kann wieder Contemporary tanzen. Im Sommer haben wir einen Auftritt, für den wir jetzt schon üben und trainieren. Ich musste mich also schnell entscheiden, ob ich das machen kann. Ich kann.

    Mit Irish Dance hatte ich etwas gefunden, was ich schon lange suchte. Daraus wird nichts mehr. Sean Nós werde ich vielleicht irgendwann wieder probieren. Ballett könnte ich mit Einschränkungen machen, aber das ist unbefriedigend. Entweder will ich etwas ganz oder gar nicht machen und nicht ständig über die Gefahr nachdenken.

    Beim Tanzen wachse ich über meine Grenzen hinaus. Das ist jetzt deutlich eingeschränkt. Äußerlich merkt man davon nicht viel, aber für mich fühlt sich das anders an.

    Massagen

    Ich muss die Muskeln um das Knie herum massieren. Ich merke, wie sich das Gedächtnis auf den Schmerz einstellt und verkrampft. Muskeln, Nerven und Gehirn machen ein bisschen, was sie wollen, da muss ich mich mittels meines Willens einmischen und Entspannung reinbringen. Kein störrischer und harter Wille also, sondern ein beruhigender.

    Ich habe noch ein elektrisches Nacken-Massage-Gerät mit rotierenden Kugeln, das kann ich auch für mein Bein einsetzen, gemütlich vor dem Fernseher.

    Muskelaufbau

    Es wird gesagt, dass die Muskeln um das Knie herum kräftig sein sollen. Ich habe zwar kräftige Muskeln am Bein, aber für die Innenmuskeln mache ich spezielle Übungen. Ich wickele mir 2 Kilo Gewichte ans Bein, lege mich auf die Seite und hebe das untere Bein an. Das obere winkele ich an und stütze es vor dem Körper ab. Man kennt das.

    Ich habe mir ein Buch für das Knietraining gekauft, vor allem für Informationen über Meniskusrisse und wie man die Schmerzen durch Muskeltraining reduzieren kann.

    Ich fahre jetzt auch wieder Rad.

    Ernährung

    Ich weiß nicht, ob der Körper tatsächlich Collagen über die Nahrung einlagern kann. Es kostet nicht viel und die Hoffnung stirbt zuletzt.

    Zusätzlich habe ich mir Kapseln mit irgendwas besorgt, was für die Schmierung der Gelenke förderlich sein soll.

    Zusammenfassung

    Ich habe den Eindruck, dass die schmerzhafte, starke Dehnung am besten hilft. Anschließend massiere ich, um die dabei entstandene Verspannung aufzulösen. Danach stelle ich das Bein mit Bandagen ruhig.

    Spezielles Muskeltraining werde ich beibehalten und auch Tanzen werde ich beibehalten. Allerdings ist Tanzen für mich in Zukunft eher somatisch, rein gesundheitlich und nur noch für meine Gesundheit und mein Wohlbefinden. Ich verfolge keine anderen sozialen oder künstlerischen Ziele mehr. Bisher habe ich ja alle Aspekte berücksichtigt und mich auch darüber hinaus für das Tanzen interessiert, aber jetzt muss ich nur noch an mich denken, denn ich möchte keine andere irreparable Verletzung mehr erleben. Es reicht mir, dass ich für den Rest meines Lebens mit der einen leben muss.

  • Die Katze hat ein Zuhause

    Unsere Katze hat einen recht geordneten Tagesablauf. Morgens fressen, dann raus zum Spielen, mittags nach Hause zum Fressen, wieder raus zum Spielen und abends wieder rein zum Fressen und dann Schlafen.

    Sie ist also viel unterwegs und erkundet die Gegend.

    Seit einiger Zeit bemerkten wir, dass ihr das Essen nicht mehr schmeckt und sie abends sehr spät nach Hause kam.

    Eines Abends stand eine Frau vor der Tür, die uns mittteilte, dass sie Katze in ihrem Keller habe (zur Sicherheit, weil sie noch einen Hund haben). Gefunden habe sie sie tagsüber mitten auf dem Platz, sie hätte einen desorientierten Eindruck gemacht und viel miaut. Da sie gut ernährt sei und ein gepflegtes Fell habe, ist sie davon ausgegangen, dass sie ein Zuhause habe. Sie hat den Chip ausgelesen und über Tasso die Adresse herausgefunden.

    Wir waren uns nicht ganz sicher, ob sich die Katze ernsthaft verlaufen hat, sie hat ja noch Zeit genug gehabt, um wieder nach Hause zu finden. Der Radius ihrer Erkundung ist enorm weit und es kommt schon mal vor, dass sie etwas weit läuft. Katzen finden in der Regel zurück.

    Vielleicht war das etwas viel und sogar unnötige Führsorge. Es gab keinen Grund zur Sorge.

    Zwei Tage später bekamen wir in der Nacht einen Anruf. Die Katze sei durch eine Katzenklappe in ein Haus gegangen, hätte es ich dort gemütlich gemacht und abends angefangen zu miauen. Irgendwann wollte die arme Frau dann schlafen und hätte sich an eine Frau gewendet, die den Chip auslesen kann und wieder kam die Katze über Tasso zurück.

    Sie wies uns darauf hin, dass die Katze sich möglicherweise in der Nachbarschaft durchfrisst.

    Sie ist ein bisschen penetrant und noch dazu sympathisch, deshalb bekommt sie alles, was sie will. Dabei will sie eigentlich nicht viel, deshalb bekommt sie es von uns auch. Zumal sie bei uns alles hat und deshalb nicht all zu lange miaut. Kommunizieren kann sie.

    Wenn wir sie jetzt rauslassen, binden wir ihr ein Papierhalsband um, mit ihrem Namen, unserer Adresse und Telefonnummer und dem Hinweis: „Bitte nicht füttern!“

    Ich habe hin und wieder solche selbstgebastelten Schilder gesehen, auf denen das Foto einer Katze war, mit dem Hinweis, die Katze bitte nicht zu füttern. Ich habe nie so richtig verstanden, was der Hintergrund ist, aber jetzt weiß ich, wie sehr das eine Katze durcheinander bringt. Es ist nicht so, dass unsere Katze deshalb abwandert, sondern dass sie offensichtlich den gesamten Ort als ihr Schlaraffenland betrachtet und ein und ausgeht, wo es ihr gerade passt und miauend durch die Gegend läuft, wenn sie sich verirrt hat.

    Mittlerweile hat die Katze wieder ihren alten Rhythmus gefunden. Vielleicht war ihr das alles selbst nicht ganz geheuer.

  • WordPress Site Editor

    Ich bin gerade ziemlich ungehalten, aber dieser Website Editor von WordPress ist ein alberner Bastelkasten, der das gesamte Konzept des sinnvollen und superschlauen Kaskadierens untergräbt. Zumal er das Prinzip des Kaskadierens überhaupt nicht kennt.

    Update: Was ich oben geschrieben habe, stimmt, aber WordPress schreibt falsche Stilangaben in die Tags (padding: 0). Wenn man den Regler ein paar mal hin und her schiebt und wieder auf 0 setzt, werden die global formulierten übernommen:

    Ich kann mir vorstellen, dass es ein Haufen Arbeit ist, sowas zu bauen, aber ich hinterfrage das komplette Konzept. Das erinnert mich an Freunde von mir, die alles selbst bauen mit Material aus dem Bauhaus und so sieht es in dem Zimmer dann auch aus. Das ist halt keine Schreinerarbeit, sondern Rumgebastel.

    Update: Dieser verdammte Editor übernimmt sehr oft keine Änderungen. Nur falls man sich wundert, dass die Archivseiten so einen großen Abstand zum Header haben. Es ist ein einziges, unerträglich klappriges System.

    Update: Ich habe es endlich hingebogen.

  • Es ist ziemlich schlau, Fragen zu stellen

    Affen können zwar Zeichensprache lernen, aber sie stellen keine Fragen. Ich habe mir darüber bisher nie Gedanken gemacht.

    Man forscht schon seit langem zu Sprache, Bewusstsein und Intelligenz bei Tieren und verschiebt damit die Grenzen zwischen Tier und Mensch. Tiere können Zeichensprache lernen, haben eine Art von Bewusstsein und zeigen verschiedene Grade von Intelligenz.

    Allerdings stellt kein Tier Fragen. Selbst wenn es eine Art von Selbstbewusstsein hat, so fehlt ihm doch wahrscheinlich ein gewisser Grad an Abstraktion und vor allem eine Vorstellung von Bewusstsein losgelöst von sich selbst und die daraus resultierende Neugier.

    Fragen stellen (Warum ist …?) ist eine Stufe von Bewusstsein die eine ganz andere Art von Beziehung herstellt als die der direkten Interaktion. Dass es überhaupt ein anderes Bewusstsein gibt, scheint eine typisch menschliche Eigenschaft. Was sonst ist ein Gottesbegriff? Am Anfang hat Gott den Menschen nicht erschaffen, irgendwann hat sich der Mensch einen Gott vorgestellt.

    Eine Frage setzt voraus, dass ich davon ausgehe, das es jemanden gibt, der diese Frage versteht. Eine mindestens mir gleiche Form von Intelligenz. Wer davon ausgeht, hat einen höheren Grad an Intelligenz. Neugier, Interesse und Fragen stellen sind ein Zeichen höherer Intelligenz.

    Fragen stellen ist eine außerordentlich intelligente Fähigkeit.

  • DeepL

    Sieh an, DeepL kann jetzt auch Grammarly. Damit werden meine Texte von einer fleißigen, braven Maschine verbessert, die klingt, wie ein emotionsloser Muster-Schüler. Vorbei die Zeit herausgehauener Sätze, die ins Blaue schießen. Ab jetzt wird alles glattgeschliffen.