Hi, I’m Martin

  • Frankensteins Kreatur

    Mary Shelley hat nicht viel über die Figur geschrieben, die Dr. Frankenstein erschaffen hat. Sie hat es vollkommen der Fantasie überlassen.

    Neugierig wie ich bin, habe ich versucht, leonardo.ai ein Bild dieser Figur zu erzeugen. Die Ergebnisse waren so großartig wie sie gruselig waren. Ich habe versucht, mit verschiedenen Begriffen die Bilder zu steuern, blieb insgesamt aber ganz einfach: person made of human parts. So richtig genau versteht die KI mich auch nicht. Ich teste eher Begriffe aus.

    Das macht den Reiz und den Suchtfaktor aus: Die Bilder werden besser als ich es hätte beschreiben können.

    Zu Teil ähneln die Ergebnisse missglückten Experimenten wie man sie nur aus Horrorfilmen kennt.

  • Jane Austen – Stolz und Vorurteil

    Dieses Buch stand in meiner Liste der Klassiker weit oben. Schullektüre ist es nicht, ich habe sie aber so gelesen als sei sie eine.

    Bei uns um die Ecke gibt es ein öffentliches Bücherregal, in dem mal eine Schulversion von Patrick Süskinds Das Parfüm stand. Die Ausgabe war natürlich die normale Taschenbuchausgabe, aber sie war voll mit Textmarkerhervorhebungen und handschriftlichen Markierungen, vorne im Buch stand der Name der Schülerin. Ich fand es sehr merkwürdig und auch ein bisschen lustig, dass so etwas doch recht Persönliches ins Regal gestellt wird. Außerdem fand ich es noch merkwürdiger, dass in der Schule Das Parfüm gelesen wird. Für dieses Buch braucht man ein bisschen Erfahrung und auch Interesse. Ich finde es zu speziell als Schullektüre und finde es nicht angemessen, das in der Schule zu lesen. Aber das ist ein anderes Thema. Letztens stand dort Dürrenmatts Der Richter und sein Henker, wieder als Schullektüre, dieses Mal mit etlichen Post-its, auf denen Arbeitsanweisungen und Notizen standen.

    Als ich einer jungen Kollegin erzählte, dass ich die Klassiker, unter anderem Goethes Faust, lesen will und werde, meinte sie, ich könne ihres haben. Das sei am Anfang zwar voller Markierungen, aber ab der Hälfte nicht mehr, weil sie dann bloß noch eine Zusammenfassung gelesen habe. Typisch Schullektüre halt.

    So werden Klassiker gelesen.

    Diesen Thread hier auf Reddit fand ich auch sehr lustig und interessant.

    Zurück zum Thema: Ich kann natürlich erkennen und honorieren, weshalb Stolz und Vorurteil wichtig und gut ist. Beeindruckend klar und direkt geschrieben, die Charaktere unverblümt beschrieben, so wird das Ganze plastisch und lebendig. Ein Traum als Filmvorlage. Und wer das Thema mag, wird das Buch lieben. Meins war’s nicht und nach der Hälfte des Buches habe ich mich gequält und irgendwann auch gar nicht mehr gewusst, wer was ist und wo war und am Ende vollkommen das Interesse verloren, wer wen bekommt. Ein gigantische Rumgefühle und jeder Blick, jede Geste, jede Handlung wird interpretiert. Personen werden in Schubladen gepackt und wieder umsortiert, Geschichten über sie werden aus verschiedenen Perspektiven erzählt. Wie gesagt: technisch brillant.

    Das Thema hat mich überhaupt nicht interessiert, aber die Art, wie Gefühle und Beziehungen beschrieben werden, hat mich beeindruckt. Und das eben nicht in naiver, romantischer Verblendung, sondern sehr souverän mit viel Witz und Kenntnis.

  • AI-Yoga

    Ich wollte die KI eine gymnastische Figur darstellen lassen. Die Ergebnisse sind allesamt absolut grandios. Ich habe Tränen gelacht (und lache immer wieder neu).

    Update: Weil ich aus dem Lachen nicht mehr herauskomme, habe ich einen Insta draus gemacht: instagram.com/aaaah.yoga

  • Barbie

    Gestern war ich seit langem mal wieder im Kino. Ich habe mir mit der Tochter Barbie angesehen. Sie wegen Ryan Goslin und Margot Robbie und ich wegen Greta Gerwig.

    Was Greta Gerwigs Arbeiten angeht, bin ich Fanboy wegen Frances Ha, Little Women und Arcade Fires Auftritt:

    Nicht, dass ich mir alles von ihr ansehe, aber das was ich von und mit ihr gesehen habe, fand ich gut. Barbie ist da keine Ausnahme. Der Film ist toll. Eine sehr unterhaltsame und liebevolle Geschichte über das Verhältnis von Fantasiewelt und Realität. Und Männern und Frauen natürlich.

    Ryan Goslin passt ja ganz wunderbar in die Rolle des leicht trotteligen, sympathischen, gut gebauten Mannes. Auch wenn er mich ein bisschen an Andreas Dorau 1993 erinnerte. Überhaupt musste ich ganz oft an Andreas Dorau und die ganze kindliche, aber eben nicht ganz so naive Ästhetik denken. Und an Truman Show und an Edward mit den Scherenhänden.

    Es gibt auch eine Tanzszene (und Gesangsszene; das wäre auch zu schade gewesen, Goslins Talent und Können nicht zu nutzen), die, wie meine Tochter messerscharf erkannte, ihren Ursprung in West Side Story und Grease hat. Allerdings, dachte, ich wäre es schön gewesen, wenn man etwas wirklich Zeitgenössisches und Eigenes, Neues kreiert hätte. Ich halte nichts von ironisierenden Szenen, wie auch der Tanzszene in Pulp Fiction. Ich halte mehr davon, zu zeigen, dass man sich nicht nur auf etwas bezieht und seine Hausaufgaben gemacht hat, sondern, dass man auch etwas verstanden hat, indem man es in die heutige Zeit versetzt.

    Mit dem Wegfall von Musikvideos und ihren Tanzszenen in den 80ern/90ern, die einen großen und wesentlichen Einfluss auf Tanzdarstellungen hatten, eigenen sich die etwas ernsteren Contemporary-Einflüsse nicht mehr so für Musical-Film-Szenen. Das eben ist die Herausforderung.

    Aber vielleicht war das bewusst und Absicht (für so kenntnisreich und klug halte ich Gerwig). Die Frauen reden in dem Film vollkommen ernsthaft miteinander und über Männer. Die Männer sind durchweg Witzfiguren, deren Aufgabe es ist, ihre eigene, neue Identität zu finden. Ich meine: die Frauen singen Closer To Fine von den Indigo Girls und nicht Girls Just Wanna Have Fun – ein ganz klares Statement für die Ernsthaftigkeit, mit der die Frauen hier agieren. Ich habe keine Ahnung, was Indigo Girls davon halten, aber für mich ein Highlight aus dem Film.

    Vielleicht wollte Gerwig mit Ken/Goslin kein entsprechend tänzerisches Highlight setzen, sondern bloß als gängigen Standard einsetzen.

  • Die Klassiker, erster kleiner Stapel

    Ich weiß, das ist kein Wettbewerb und keine Pflicht, aber durchaus eine Art Selbstschulung oder Selbst-Nachschulung.

    Hier ein paar Bemerkungen und Notizen zu meinen gelesenen Büchern. Das sind weder angemessene, noch ordentliche Rezensionen, nur die Art und Wiese, wie die Bücher bei mir spontan hängen geblieben sind.

    Nebenbei bemerkt, finde ich es ganz toll, dass ich hier nachlesen kann, was ich gelesen habe, weil ich einfach viel zu viele Bücher vergesse. Ich vergesse, dass ich sie gelesen habe, ihren Inhalt oder wie ich sie fand.

    Mary Shelley – Frankenstein

    Was, wenn es einem Wissenschaftler gelingt, einen toten Menschen wieder zum Leben zu erwecken? Was, wenn er damit den Menschen ein Monster erschafft und keine neue Epoche der Zivilisation gründet, sondern sie lieber im Keim ersticken will? Was, wenn dieses Wesen unmenschlich und menschlich zugleich ist? Wenn es gewissenlos und brutal ist und gleichzeitig lieben möchte und geliebt werden will?

    Das Buch kümmert sich viel weniger um das Äußere und die Erscheinung des geschaffenen Menschen. Seine Zusammensetzung wird sogar erstaunlich kurz und sachlich beschrieben.

    Die Gedanken und Gespräche machen das Buch überhaupt erst zu dem, was es ist.

    Tote zum Leben erwecken, endet immer im Horror. Ich weiß nicht, ob es an Frankenstein liegt. Das Thema kann man natürlich noch weiter treiben und grundsätzlich danach fragen, ob das, was der Mensch schafft, uns am Ende zerstören wird. Frankenstein liefert für solche Gedanken den Funken.

    Vladimir Nabokov – Lolita

    Grandiose Selbstdemontage. Beschreibung einer vollkommen schiefen Realitätswahrnehmung bei gleichzeitig geistreicher Klarsicht. Die Hauptfigur von zerstörerischem Verlangen getrieben, ständig auf der Flucht vor der Realität. Sprachlich so toll, dass ich auf jeden Fall noch ein anders Buch von Nabokov lesen will. Lolita ist bereits sein achter Roman.

    Das Buch bedient keine komischen Erwartungen, also gibt es auch nichts zu befürchten.

    Im Regal steht auch noch „Lolita lesen in Teheran“. Ich glaube, das Buch lese ich am Schluss der Aktion.

    Ernest Hemingway – Der alte Mann und das Meer

    Das habe ich bestimmt irgendwann schon mal gelesen. Der alte Fischer gegen die Naturgewalt, die gleichzeitig seine Nahrungsquelle ist. Ein Dilemma des Menschen. In sehr schönen Beschreibungen und Gedanken formuliert. Beeindruckend, wie man auf kleinem Raum viel Dramatik mit einer eigentlich einfachen Geschichte entwickeln kann.

    Kafka – Der Prozess

    Mein erster Kafka. Sprachlich einzigartig und brillant präzise. Mittendrin hatte ich wenig Freude an dem Buch. Ich hatte vermutet, dass es sich um eine Art Parabel handelt, habe mir aber keine Reim drauf machen können. Das Türhüter-Kapitel eignet sich dafür am ehesten. So ganz ohne Parallelen zur Realität ist das Buch ja nicht.

    Man muss schon ein wenig Freude oder Interesse an dem Inhalt haben. Der Stil alleine machte mich nicht glücklich.

    Als Vorbild, falls ich mal schreiben wollte, würde ich mir auf jeden Fall Kafka wählen.

  • Neues Cover und zurück zur Fotografie

    Das neue Cover für Achim (To Hell With Tradition) ist fertig.

    Bei der Gelegenheit habe ich doch mal meine Website aktualisiert und wieder gefüllt. Vor allem die alten Portraits wollte ich auf einem Fleck haben. Ob ich etwas schreiben werde, weiß ich noch nicht. Vielleicht motiviert mich das ja, mal wieder etwas über den Bereich des Privaten hinaus zu fotografieren.

    Ich war fast versucht, mir einen etwas besseren Scanner zu kaufen, aber dann habe ich die Preise für Mittelformat-Filme gesehen und entschieden, dass die Schmerzgrenze dafür jetzt komplett überschritten ist. Zu viel Zeit, Arbeit, Geld.

    Stattdessen habe ich das Mamyia-Objektiv an die Nikon geschraubt, eigentlich absurd, aber beim Bearbeiten merke ich, wie gut die Rohergebnisse sind. Das Fotografieren mit diesem Monstrum ist sehr angenehm, es verlangsamt den Prozess und fuchtelt und klickt nicht wild in der Gegend rum. Ein Vorteil schwerer Kameras.

    Das Cover habe ich aber mit dem Voigtländer aufgenommen, weil es einfach verlässlich ist.

  • James Bond

    In den James Bond-Filmen wird die Figur zu einem großen Teil vom Schauspieler bestimmt. Mit jedem Schauspieler haben wir einen neuen James Bond. Und die letzten Scripte haben ihn immer menschlicher werden lassen. Er altert, geht in Rente und stirbt. Ich bin froh, dass ich Bond nicht auch noch dabei zusehen musste, wie er seine Steuererklärung ausfüllt oder mit seiner Lieblingstante Kaffee trinkt.

    Man hatte nicht nur Lieblings-Bond-Filme, Lieblings-Bond-Soundtrack, Lieblings-Bond-Darsteller, Bösewichte, Partnerinnen, Gegnerinnen … ja, das Hauptproblem: Bond und die Frauen. Wenn Männer so klischeehaft auftreten, muss man Frauen als ebenso klischeehaftes Gegengewicht setzten. Das wurde zunehmend gemacht und ist nicht mehr wegzudenken. Es bleibt (noch) Bond als männliche Hauptfigur. Mir sind Klischees und Figuren egal, solange sie unterhaltsam sind. Pussy Galore ist genau so irreal wie Rapunzel, Bond genauso wie König Drosselbart. Lasst Bond von irgend jemandem spielen, aber bleibt bitte bei einer Kunstfigur. Ich frage mich, ob Spiderman schon einen Altersvorsorgeplan hat.

    Ich habe mir No Time To Die jetzt angesehen und fand, das das alles nur konsequent war. Und ich fand ihn gut und unterhaltsam. Was die unterschwellige Aggression zwischen Bond und der neuen 007 sollte, weiß ich nicht.

    Craig fehlte die von mir geliebte Nonchalance. Ich glaube, das wird auch nicht wiederkommen. Schön, dass Bond jetzt so eine reiche Gefühlswelt haben durfte, die so weitreichend und vielfältig war, wie Amrum (das war Ironie, Bond braucht nur ein Gefühl: Verbrechensaufklärungsinteresse).

  • Dream Pop Rock

    Einer meiner Lieblings-Songs, die ich immer wieder hören kann, ist Lorelei von Cocteau Twins. Für unser kleines Kammer-Konzert für E-Bass, Schlagzeug und Gitarre habe ich mir ein Cocteau Twins-T-Shirt drucken lassen.

    Einer der Gründe, weshalb ich den Song und das Album so mag, ist der Sound des Drumcomputers. Robin Guthrie hat dafür den E-mu Drumulator mit einem Rock-Drumset geladen, nämlich den Samples von When the levee breaks von Led Zeppelin (John Bonham). Aufgenommen wurde das Schlagzeug damals hier:

    Das Digidrum-Set wurde in den 80ern von Tears for Fears für Shout und von Beastie Boys (bzw. von Rick Rubin) für Beastie Groove verwendet.

    Später wurde der komplette Anfang vom Song gesampled. Who sampled listet 239 Songs, die den Sample verwenden. Der Sound ist ein wiedererkennbares Zitat geworden, fett und schleppend.

    Der Reiz bei Cocteau Twins besteht für mich darin, dass er im Kontrast steht zu Elizabeth Frazers Gesang, der sägenden E-Gitarre, und dem rollenden Bass. In der Kombination hatte es vorher nichts Vergleichbares gegeben. Ich kann mich noch genau an den Abend erinnern als ich es zum ersten Mal abends im Radio hörte, 1985 wurde das Konzert in der Markthalle in Hamburg live übertragen.

  • Kein männliches Vorbild schlägt Frauen

    Warum finden einige Männer es in Ordnung, ihre Partnerin zu schlagen?

    Das lässt sich wohl kaum mit gesellschaftlichen Ansprüchen, Männerbildern oder Vorbildern erklären. (Und natürlich liegt da auch griffbereit der Begriff „toxisch“ in der Schublade).

    Es mag anekdotisch anmuten, aber wir sind mit der Regel aufgewachsen, dass man Frauen nicht schlägt und haben gleichzeitig Bud Spencer-Filme geguckt und 2LiveCrew gehört und DOOM gezockt.

    Soldaten. Soldaten lieben ihre Frauen und ziehen in Tränen aufgelöst in den Krieg.

    Ich kennen keinen Mann, der sich blöd und blind an sogenannten gesellschaftlichen Vorbildern orientiert. Und welche Vorbilder sollen das gewesen sein? Bill Gates? Al Pacino? Cary Grant? Batman? Alles ziemlich nette Typen, jedenfalls keine dramatischen Bösewichte. Ich weiß nicht, wie sie ihren Haushalt führen und wer da was macht.

    Ich mache die Küche mittlerweile komplett selbst, weil ich weiß, dass dann alles sauber und ordentlich ist. Eigentlich müsste ich manche Aufgaben meinen Töchtern zuteilen. Ich bin zu bequem. Ich glaube nicht, dass sie später in ihrer Beziehung der Meinung sind, Männer seien für die Sauberkeit der Küche verantwortlich, weil ich Ihnen das vorgelebt habe.

    Nein, die Erklärung ist vermutlich eine ganz andere. Kein Junge ist so dumm und einfältig, dass er Informationen aus seiner Umwelt wie ein Schwamm aufsaugt.

    Vielleicht liege ich falsch, vielleicht sind meine Daten (persönliche Erfahrungen aus 56 Jahren Leben) zu alt und zu viel hat sich geändert (Mikroplastik, Außentemperatur, Zuckergehalt in Nahrungsmitteln). Vielleicht bin ich einfach nicht mehr up-to-date.

    Ich habe noch Klaus Theweleits Männerphantasien ungelesen liegen. Ich kann leider nicht so viel lesen, Hinterher bin ich vielleicht schlauer? Aber ob es wirklich das Verhalten und Denken heutiger junger Männer erklärt?! Doch wohl eher das unserer Väter. Ich kennen keinen Mann in meinem Alter, der nicht kritisch über seinen Vater denkt. Und das ist noch vorsichtig und harmlos formuliert.

    Ich glaube, dass es vielmehr der Umgang miteinander ist, die Art, wie man sich uns gegenüber verhält und redet. An unseren Beziehungen entwickeln wir uns, in einem dynamischen Prozess – Face to Face, unter vier Augen, direkt und unmittelbar.

  • Glen Hansard spielt Her Mercy auf einer Straße in Sizilien

    Irgendwann werde ich das Video wieder suchen, deshalb packe ich es hier rein.

    Ich kam auf Glen Hansard über den Film Once, ein wundervoll tragisch-komischer Film, dessen Anfangsszene (nach einer Anfangs-Anfangs-Szene) ich immer wieder grandios finde.