Schon länger spiele ich mit dem Gedanken, mir ein Banjo zu kaufen, um die Lieder im Traditional Irish Folk spielen zu können. Optimal ist das nicht, weil man die Melodien mit Geige oder Flöte (Flute, Fiddle, Tin Whistle) oder einem kleinen Akkordeon (Anglo Concertina) besser spielen kann. Es sind die Geschwindigkeit und die blitzschnellen kleinen Übergänge, die die Musik ausmachen. Ich dachte nur, dass es für mich am einfachsten ist, mit Banjo anzufangen, weil ich ja Saiteninstrumente gewohnt bin und Banjos relativ günstig gebraucht zu bekommen sind. Außerdem kann ich keine Noten lesen. Also lesen schon, wie ein 6-Klässler.
Ein neues Instrument anschaffen und lernen, ist keine leichte Entscheidung, selbst, wenn man Feuer und Flamme ist. Man geht immer vom geringsten Preis aus, und merkt doch schnell, dass das nicht reicht und man mindestens im mittelklassigen Bereich anfangen muss. Die Frau an meiner Seite hat sich in Irland eine Flöte gekauft. Eine einfache für zehn Euro. Sie hat dann schnell gemerkt, dass sie damit an die Grenzen kommt und nach langer Beratung eine einfache Metallflöte (Tin Whiste) für 100 Euro gekauft, aber auch erst, nachdem wir den Laden verlassen hatten. Völlig verrückt, hundert Euro für ein Blechrohr mit Löchern drin. Zehn Minuten später gingen wir wieder in den Laden und nahmen sie mit. Sie hat es nicht bereut und seitdem spielen wir zusammen, ich begleite mit Gitarre und singe.
Im Laden hingen auch Concertinas. Die Preise ab 500 Euro. Die habe ich mir sofort aus dem Kopf geschlagen. Mir ist im Urlaub ein Zahn abgebrochen und ich brauche ein Implantat. Dafür bekomme ich eine Concertina und ein Banjo. Keine Zähne im Mund und Volksmusik spielen, so stelle ich mir meinen Lebensabend nicht vor.
Zuhause schrieb ich meine Eltern, weil meine Mutter mal ein kleines Akkordeon im Antiquariat gekauft hat. Ich fragte sie, ob sie das Akkordeon noch habe, woraufhin sie es mir umgehend zuschickte, weil es nur als Deko rumstand. Ich schrieb zurück, dass man für Irish Folk leider eine Anglo Concertina bräuchte, die ganz andere Tasten hat. Mein Vater schrieb zurück, dass es in Irland gerade Sommerangebote gibt. Nur fünfhundert Euro. Klar, schrieb ich zurück, und erklärte, weshalb ich bei Gitarre bleibe und vielleicht mal mit Banjo anfange, und dass das jetzt nicht in Frage komme. Vernünftig, schrieb er, und schickte mir zehn Minuten später den Screenshot der Bestellung.
Gestern kam dann ein Paket aus Irland. Eine Wren 2. Ein feines, kleines Instrument. Es geht besser als ich dachte, und es fühlt sich besser an als ich dachte.
Ich habe mir schon Pirate Songs bestellt und damit schließt sich der Kreis.
Die Melodie von What shall we do with the drunken sailor ist übrigens eines der wichtigsten und bekanntesten traditionellen Lieder aus Irland: Óró sé do bheatha ’bhaile.
Das Lied handelt von der Rückkehr der Piratin Grace O’Malley aus der Gefangenschaft (keiner weiß, wie sie entkommen ist).
Es gibt nur wenige Schriftquellen über ihr Leben. Granuaile war nicht nur wegen ihrer erfolgreichen Kaperfahrten, sondern auch wegen ihrer angeblichen Milde gegenüber den Mannschaften der gekaperten Schiffe populär. Sie wurde „Queen of Connaught“ und „The Pirate Queen“ genannt und hatte den Status einer Nationalheldin.
Zahlreiche irische Balladen und Gedichte handeln von Granuaile. Das Volkslied Oró Sé Do Bheatha ’Bhaile (Oro, du bist willkommen zuhause) besingt die Heimkehr von Grace O’Malley nach ihrer Gefangenschaft und wird noch heute den Kindern beigebracht. Sinéad O’Connor interpretierte das Lied auf ihrem 2002 erschienenen Album Sean-Nós Nua.
Grace O’Malley in Wikipedia
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