Der Zementgarten

Von Ian McEwan habe ich irgendwann mal Solar gelesen und fand’s sehr gut. Ich schätze ihn als außergewöhnlich guten Erzähler.

Im Urlaub habe ich den Zementgarten gelesen und fand ihn ebenfalls ganz toll. Es ist das erste Buch, das ich in meinen persönlichen Bücherschatz aufnehmen würde, in dem bisher nur Das Parfüm steht. Wenn Orfeo nicht so langatmig stellenweise gewesen wäre, stünde es dort auch. Der Roman will für meinen Geschmack zu viel. Ich mag es gerne prägnant und konzentriert, aber das liegt vielleicht an mir persönlich. Ich mag Bücher, die eine kleine, spannende, sinnliche Welt sichtbar machen; eine kleine Welt, die man sieht, wenn man Grenzen überschreitet; eine Welt mit einem gewissen angenehmen Reizpotential. Die Welt des Geruchs, die Welt der Geschwisterbeziehungen, die Welt der Musik und Kunst.

In the pursuit of magnificence, nothing is sacred

Angela Carter

Das mit der Grenzüberschreitung ist kein unwesentlicher Faktor, er ist geradezu auffällig. Zuletzt ist mir das bei Poor Things aufgefallen. Als junger Erwachsener bei Angela Carter.

Ich werde mich noch ein bisschen einlesen, mehr von Angela Carter, die ja sehr viel geschrieben hat, und mehr von Ian McEwan.

Gerade Angela Carter fasziniert mich, weil sie so kritisch und klug gedacht hat und gleichermaßen so fantasievoll geschrieben hat. Sie schaffte es, alleine mit den Mittel der Fiktion eine Welt zu schaffen die so mannigfaltig und mitreißen ist. Eine fantastische Autorin. Für mich die Größte in dem Genre (was für eine Genre eigentlich?!), die ich kenne, weil – siehe oben – sie durch Grenzüberschreitung eine neue, sinnliche Welt und Sichtweise offenbart.

Die Verfilmung von Der Zementgarten ist okayhay. Die Figuren sind mir allerdings nicht britisch genug, Andrew Robertson als Jack ist zu attraktiv und Charlotte Gainsbourg als Julie ist auch nicht der Typ, den man sich vorstellt. Der Film ist einfach zu sauber. Mit ein bisschen mehr Maske und besserer Typauswahl hätte er ganz gut werden können.

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