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Dass ich mir mittels KI einen Traumort erzeugen lasse, sagt alles über meine momentane Verfassung aus.

Fantasien sind nichts, was man genau so in Wirklichkeit will. Fantasie ist die Sprache des Unbewussten. Das heißt nicht, dass die Realität wahrer wäre und die Vorstellung eine Art Trugbild. Hinter Fantasien liegen wichtige persönliche Wahrheiten. In ihnen zeigt sich das, was die ganze Zeit in einem vorgeht und einen durch das Leben führt. Die Bedürfnisse meines Körpers, sinnvoll organisiert mithilfe meines Gehirns.

Alles, was Menschen hervorbringen, von der Knochenflöte bis zum Teilchenbeschleuniger, entsprang unserer Fantasie. Auch der Computer, mit dem ich gerade schreibe.

Traumhaft, diese Computer.

Realität bzw. Wirklichkeit ist für mich aber noch etwas anderes, nämlich mehrere Menschen an einem Ort, die mit den Mitteln ihres Körpers kommunizieren.

Ich mag beides.

Und dann gibt es noch die Umwelt, die Welt ohne Menschen, das andere Leben, mit dem wir ökologisch verbunden sind. Da wird es komplex, da komme ich an einen Punkt, an dem ich keine Hoffnung mehr habe und mir Hoffnung alleine sinnlos erscheint.

Wenn ich mich dieser Realität stelle, dann ist es vorbei mit gemütlichen Blockhütten mit angenehmen 23 Grad. Hat die Hütte eigentlich Solardach und knistert ein heimeliges Feuer im Kamin? Legt man nachts ein mit nassem Zeitungspapier umwickeltes Kohlebrikett in den Ofen? Schläft man alleine oder zu zweit? Schnarcht der andere? Muss man am nächsten Tag früh raus und mit dem SUV über matschige Feldwege zur Arbeit? Fährt da ein Bus?


Comments

4 Antworten zu „Traumort“

  1. Avatar von ben_

    Mein ehem. Philosophie-Professor hat ja mal gesagt: „Die Leute können nicht wirklich wollen, dass ihre Wünsche in Erfüllung gehen.“ … damals hat sich alles in mir gegen diesen Gedanken gesträubt. Heute würde ich sagen: Das gilt wirklich für die allermeisten Wünsche. Und Fantasien. Inzwischen bin ich mir aber nicht sicher, ob das wirklich schon immer so war, oder ob das nur an unserer Zeit, Gesellschaft und dem Zustand der Welt liegt, indem wir die Welt gerade vorfinden …

    So oder so: Du, lieber Martin, bist sehr weise. Und ich freu mich riesig, dass Du das teilst und ich das hier mal irgendwie irgendann gefunden habe und es jetzt in meinem Leben ist.

  2. Avatar von Martin

    Oh, das ist aber ein Kompliment, da werde ich ja rot 😀

    Ich glaube tatsächlich, dass ich diesen Satz und Gedanken bei Dir zuerst gelesen und gefunden habe. Die Quelle vieler wichtiger Gedankengänge ist dein Blog, lieber Ben, ich kann das Kompliment also nur zurückgeben. Aber sowas von.

    Was die Wünsche angeht, habe ich die Erfahrung gemacht, dass die Erfüllung eher ernüchternd ist, und es gehört immer wieder Fantasie dazu, diesen Zauber, den ein Wunsch ausübt, am Leben zu halten. Je älter ich werde, desto schwieriger wird es, weil das kindliche Staunen verloren geht. Ich vermisse das. Bei jeder Erfüllung muss ich mich immer wieder anstrengen, mir das zurückzuholen.

    Ich glaube, das war schon immer so, es hatte nur immer andere Formen.

  3. Avatar von ben_

    Ich sehe das in der Tat just beim kleinen Wildschwein, dass mit in einigen Dingen ziemlich ähnlich ist. Praktisch nie kann die Realität eines erfüllten Wunsches der Vorfreude gerecht werden. Praktisch mit Erhalt eines Geschenkes verpufft die Freude daran in neun von zehn Fällen. Aber wieso sollte er auch etwas besser können, das ich 40 Jahre nicht hinbekommen habe, vermutlich sogar 48 Jahre, wenn ich ganz ehrlich bin, hihi …

  4. Avatar von Martin
    Martin

    Ja, genau, so ist das bei mir auch 😀

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