Jane Austen – Stolz und Vorurteil

Dieses Buch stand in meiner Liste der Klassiker weit oben. Schullektüre ist es nicht, ich habe sie aber so gelesen als sei sie eine.

Bei uns um die Ecke gibt es ein öffentliches Bücherregal, in dem mal eine Schulversion von Patrick Süskinds Das Parfüm stand. Die Ausgabe war natürlich die normale Taschenbuchausgabe, aber sie war voll mit Textmarkerhervorhebungen und handschriftlichen Markierungen, vorne im Buch stand der Name der Schülerin. Ich fand es sehr merkwürdig und auch ein bisschen lustig, dass so etwas doch recht Persönliches ins Regal gestellt wird. Außerdem fand ich es noch merkwürdiger, dass in der Schule Das Parfüm gelesen wird. Für dieses Buch braucht man ein bisschen Erfahrung und auch Interesse. Ich finde es zu speziell als Schullektüre und finde es nicht angemessen, das in der Schule zu lesen. Aber das ist ein anderes Thema. Letztens stand dort Dürrenmatts Der Richter und sein Henker, wieder als Schullektüre, dieses Mal mit etlichen Post-its, auf denen Arbeitsanweisungen und Notizen standen.

Als ich einer jungen Kollegin erzählte, dass ich die Klassiker, unter anderem Goethes Faust, lesen will und werde, meinte sie, ich könne ihres haben. Das sei am Anfang zwar voller Markierungen, aber ab der Hälfte nicht mehr, weil sie dann bloß noch eine Zusammenfassung gelesen habe. Typisch Schullektüre halt.

So werden Klassiker gelesen.

Diesen Thread hier auf Reddit fand ich auch sehr lustig und interessant.

Zurück zum Thema: Ich kann natürlich erkennen und honorieren, weshalb Stolz und Vorurteil wichtig und gut ist. Beeindruckend klar und direkt geschrieben, die Charaktere unverblümt beschrieben, so wird das Ganze plastisch und lebendig. Ein Traum als Filmvorlage. Und wer das Thema mag, wird das Buch lieben. Meins war’s nicht und nach der Hälfte des Buches habe ich mich gequält und irgendwann auch gar nicht mehr gewusst, wer was ist und wo war und am Ende vollkommen das Interesse verloren, wer wen bekommt. Ein gigantische Rumgefühle und jeder Blick, jede Geste, jede Handlung wird interpretiert. Personen werden in Schubladen gepackt und wieder umsortiert, Geschichten über sie werden aus verschiedenen Perspektiven erzählt. Wie gesagt: technisch brillant.

Das Thema hat mich überhaupt nicht interessiert, aber die Art, wie Gefühle und Beziehungen beschrieben werden, hat mich beeindruckt. Und das eben nicht in naiver, romantischer Verblendung, sondern sehr souverän mit viel Witz und Kenntnis.

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