Gestern habe ich mir ziemlich spontan eine Karte für den Stream der Premiere von zwei Stücken, die vom Nederlands Dans Theater getanzt wurden, gekauft. Den Stream kann man nur live verfolgen, was ich immer etwas schwierig finde, weil zuhause irgend welche Unterbrechungen dazwischen kommen können. Das ist der Vorteil am Theater. Türen zu, Ruhe, Smartphone aus.
Ich hatte aber Zeit und Lust, und mit dem NDT habe ich mich wieder etwas versöhnt, nachdem sie sich dann doch noch deutlich von Goecke distanziert hatten.
Auf deren Seite gibt es Infos und Videoschnipsel.
Das erste Stück war von Felix Landerer (aus Hannover), das zweite von Sharon Eyal & Gai Behar.
Felix Landerer kannte ich nicht, sein Stück hat mich sehr beeindruckt. Ein unglaublich schönes Stück, so elegant und kraftvoll, wie ich mir Tanz wünsche. Einfach wunderbar.
Sharon Eyal & Gai Behar kenne ich sehr gut und finde alles von ihnen toll. Behar hat darin Lyrics von Grundstück von Einstürzende Neubauten gesamplet und sogar lip sync von einem Tänzer sprechen lassen. Neubauten und Sharon und Behar … wie großartig. Einen wirklichen Bedeutungszusammenhang, den man analysieren könnte oder müsste, sehe ich nicht. Wie ich generell Tanz nicht analytisch, sondern assoziativ und gefühlt wahrnehme. Wenn ich etwas erkennend wahrnehme, dann die Bewegungs-Technik bzw. -Stil. Rein tanzanalytisch also. Das heißt nicht, das dahinter keine übergeordnete Idee steckt, sondern, dass diese Idee nicht das ist, was Künstler’innen wahrgenommen sehen wollen. Ich bin sowieso der Meinung, das man Botschaften immer im Text formulieren soll. Das ist das bessere Mittel und Medium. Geschichten sind nochmal ein anders Thema. Der moderne Tanz hat sich sozusagen vom Zwang der Erzählung befreit (parallel zur Malerei). Heute beschäftigt er sich in erster Linie mit Beziehungen.
Schön auch zu sehen, dass eine Tänzerin Knieschoner trägt. Auch vom Zwang der Kostümierung hat sich zeitgenössischer Tanz befreit. Die Gesundheit (also auch die körperliche Unversehrtheit) ist etwas, was zunehmend berücksichtigt wird, niemand sollte möglichst zu etwas getrieben, gedrängt oder gebracht werden, was er nicht möchte, ihm schadet oder unangenehm ist. Auch das ist zeitgenössisch.
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