Adolescence

Bis in die Nacht Adolescence gesehen, weil ich so gefesselt war. Ein großartig spielender Owen Cooper. Beeindruckende One Takes.

Ich konnte der Hauptfigur die starke, emotionale Zerrissenheit allerdings nicht so ganz abnehmen, nicht schauspielerisch (das war grandios!), sondern als Persönlichkeit. Er wirkte geradezu bipolar. Und da weiß ich nicht, ob es für so eine Persönlichkeit noch etwas mehr braucht. Er war eher so eine Art Tom Riddle. Jamie hat eine Mutter und Schwester, die ihn mögen und lieben. Instagram und Snapchat und die soziale Situation in der Schule alleine reichen nicht als Erklärung. Großartiger Realismus, aber eben nicht Realität.

Die Geschichte scheint sich mehr mit dem Thema als Gesellschaftsproblem beschäftigen zu wollen und ergründet die persönlichen Hintergründe nicht so, dass ich sie für glaubwürdig halte. Zu oft geht es um Instagram, Nacktbilder, fällt das Wort Incel. Ich hätte mir als Drehbuchschreiber vergleichbare Fälle vorher angesehen. Ein 13-jähriger Junge und ein Mord aus solchen Motiven bzw. Einflüssen passen für mich nicht.

Und dann ist da natürlich noch die völlige Abwesenheit der Geschichte, Lebenswelt und Person des Mädchens. Die findet in der Serie überhaupt keine Beachtung.

Die Einzelfolgen finde ich großartig, die gesamte Geschichte nicht so.

Antworten

  1. Avatar von Konstantin

    Ja, spannend, wie du das siehst. Ich habe mich gefragt, wie die Drehbuchleute das so geschrieben haben, dass es wirklich so passiert sein koennte.
    Ich hab es ihnen abgenommen, dass der Junge so sein kann, wie er dargestellt wurde. Und dass ueberhaupt alles so sein kann.
    Dann habe ich ein Interview mit den Drehbuchleuten gesehen. Denen war es wichtig, dass man nicht einfach sagen kann „Ach, ja, also bei _dem_ Vater“ oder „Ja, bei _der_ Mutter“ etc. Sondern stattdessen „Shit, das haette mich so treffen koennen, das haette ich sein koennen.“
    Und ich weiss nicht so recht, wie unrealistisch dadurch die Geschchite geworden ist. Denn der Junge scheint wirklich gut in der Familie verankert gewesen zu sein.

    In jedem Falle klingt diese Geschichte noch nach Tagne in mir nach. Immer wieder kommen die Gedanken darauf zurueck.

  2. Avatar von Martin

    Ich denk noch mal drüber nach.

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