Kurzer Ausflug nach England. Über „The Shoals of Herring“ kam ich zu Ewan McColl, der das Lied geschrieben hat. Bis gestern sagte mir der Name nichts.
Ewan McColl war dreimal verheiratet, mit seiner zweiten Frau hatte er zwei Kinder: Hamish und Kirsty. Genau, die Kirsty McColl. Seine dritte Frau ist Peggy Seeger, die Schwester von Pete Seeger, genau dem Pete Seeger.
Man kann kann ein Netz aus Traditional Folk Music zeichnen, das Verbindungen hat von Irland, Schottland und England zu Country, Folk und Bluegrass in den U.S.A. Manche Lieder gibt es mit verschiedenen Texten. Traditionelle Irische Musik wurde vor hundert Jahren zum ersten mal systematisch in New York aufgezeichnet und notiert.
Traditional Folk Music lernt man nur ansatzweise in Schulen, manchmal weiß man gar nicht, wo die Lieder genau herkommen. Die Songbooks, in denen diese Lieder unter anderem gesammelt werden, kennen wir vielleicht selbst noch (Mundorgel, Liederbuch und -karren). Die Songs werden durch Übertragung gelernt und dort gespielt, wo Menschen zusammenkommen, auf Festivals, in Pubs. Schon die Odyssey war oral poetry.
Wir verbinden mit Traditional Folk Music oft als einfache, kindische, arme Leute-Musik oder Anfängermusik und grenzen sie von einer höheren Kunst ab. (1)
The terms folk music, folk song, and folk dance are comparatively recent expressions. They are extensions of the term folklore, which was coined in 1846 by the English antiquarian William Thoms to describe „the traditions, customs, and superstitions of the uncultured classes“.
https://en.wikipedia.org/wiki/Folk_music
Das bekannteste Lied von Ewan McColl ist wahrscheinlich „The first time ever I saw your face“, bekannt geworden durch Roberta Flacks Version. Ewan hatte es für Peggy geschrieben.
Folk Songs sind gesungene Gedichte.
https://ewanmaccoll.bandcamp.com/track/sweet-thames-flow-softly-2
Für mich als Tanz-Rhythmus-Mensch ist das ein eher ungewöhnlicher Zugang. Aber ich vermisse die Kultur der Folk-Musik, das Zusammenkommen, das Gemeinsame, das Fehlen von Wettbewerb, der viele Ansätze im Keim erstickt, weil man sich nicht gut genug fühlt und denkt, man müsse nur hart und diszipliniert genug arbeiten.
Nicht selten wurde Folk Music in den 60ern mit kommunistischen Ideen verbunden, weil man vermutlich kein Interesse daran hat, damit Geld zu verdienen oder irgend ein verwertbares Urheberrecht zu beanspruchen. Man will vielleicht vielmehr diese Musik in die Welt bringen, Welt bewegen und verändern. Oder einfach nur Menschen bewegen.
„He joined the Young Communist League[12] and a socialist amateur theatre troupe, the Clarion Players. He began his career as a writer helping produce and contributing humorous verse and skits to some of the Communist Party’s factory papers. He was an activist in the unemployed workers‘ campaigns and the mass trespasses of the early 1930s. One of his best-known songs, „The Manchester Rambler“, was written just before the pivotal mass trespass of Kinder Scout. He was responsible for publicity in the planning of the trespass.“
https://en.wikipedia.org/wiki/Ewan_MacColl
Ewan McColls Discografie gibt es auf Bandcamp. Unter anderem auch ein Tribute-Album, auf dem man Versionen von Bombay Bicycle Club, Jarvis Cocker, Billy Bragg und Rufus Wainwright hören kann. Besonders schön: Paul Buchanan (der Sänger von The Blue Nile), singt The First Time Ever I Saw Your Face.
1: Wenn man zu meiner Zeit Gitarre lernte, fing man mit solchen Songs an und wollte sich dann so schnell wie möglich zu Al Di Meola und Mark Knopfler hocharbeiten.
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