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Toller Film, tolles Drehbuch, tolle Schauspieler und Schauspielerinnen. Konzentriert und pointiert erzählt.

Ich hatte Schlimmeres erwartet, denn der Film beginnt als Horrorfilm: Eine Mathelehrerin stellt der 7. Klasse die Aufgabe, zu diskutieren, ob Nullkommaneun Periode das gleiche ist wie Eins. Natürlich muss die Begründung mathematisch hergeleitet werden. Als die Lehrerin fragt: „Hat es noch jemand nicht verstanden?“ strecke ich meinen Finger in die Luft und rufe laut: „Ich!“ Ich verstehe den Stoff der 7. Klasse nicht.

Ein Kunstgriff, wie man schnell merkt(1). Knallhart und sachlich lässt die Lehrerin einen Großteil der Klasse und das gesamte Publikum dumm dastehen.

Diese Präzison durchzieht den gesamten Film.

Die Lehrerin will alles richtig machen, ihr Gendern fällt auf (der Film heißt „Das Lehrerzimmer“). Ihre Arbeitsbelastung ist hoch, ihre Beherrschung fast übermenschlich, Konflikten begegnet sie sachlich und ohne Scheu vor direkter Konfrontation. Im Laufe der Geschichte zeigt sie Empathie, Verständnis und soziale Verantwort für sämtliche Schülerinnen und Schüler, was die Verantwortung und Arbeitsbelastung noch erhöht. Das ist ein Superheldinnenfilm.

Zum Problem des eigentlichen Falls: Spontan dachte ich „Gelegenheit macht Diebe“, deshalb hätte man hier vielleicht auf Prävention setzen sollen: Bargeld, immer am Körper tragen, nie mehr als Notgroschen. Den Fall auch gar nicht an die große Glocke hängen. Nulltoleranz ist ja auch geradezu ein Einfallstor dafür, dass Kommunikation schief läuft und sich irgendwann irgend etwas entlädt. Das ist sicher Absicht im Film und der Haken an der Sache. Es beginnt also bereits mit einer falschen sachlichen Vorgehensweise, das bringt die Geschichte ins Rollen. Man kann zwar nicht immer alles richtig machen, aber manches verhindern können, mit Toleranz und Fingerspitzengefühl. Die Superheldin scheitert an ihrer Vorstellung von Mechanik an einem (scheinbar) mechanischen, funktionierenden System, das aber emotional gesteuert wird. Das ist Leben, so sind Menschen.

Der Film endet kunstvoll mit der Offenlegung der Schaubühne, auf der uns ein Drama vorgeführt wurde.

1: „Die Lücke, die zwischen 0.999…9 und 1 geklafft hat, wurde in die Unendlichkeit verschoben. Das ist das Tückische, wenn man mit Unendlichkeiten arbeitet: Die Ergebnisse entziehen sich meist unserer Vorstellungskraft. Deshalb darf man seinem Bauchgefühl in diesem Bereich nicht trauen.Ist 0,999… gleich 1? [Anmerkung von mir: Es ist nicht ein Gefühl, das uns täuscht – also, ich fühle da nichts – sondern die Vorstellung, das innere Bild].


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