Ab und zu lasse ich mich zu einem Tanzworkshop breitschlagen, der jeweils eineinhalb Stunden am Samstag und am Sonntag tagsüber geht. Ich habe die Wahl zwischen Ballett und Modern und werde immer wieder gefragt, warum ich nicht beides hintereinander mache. Es ist nicht mal als Witz gemeint. Sie überschätzen meine Konstitution. Diejenigen, die das machen, schieben sich zwischendrin Reiswaffeln und Proteinriegel rein. Ich würde auf dem Zahnfleisch gehen und komatös zusammenbrechen. Alkohol verbiete ich mir an so einem Wochenende, sonst würde ich das gar nicht durchhalten. Die Lehrerin hat eine 3-Minuten-Choreografie in drei Stunden gepresst. Die junge Frau vor mir hat das ziemlich gut hinbekommen und meinte irgendwann zu mir, dass sie den einen Teil vergessen hätte. Ich meinte, dass mein Gehirn sich längst verabschiedet hat und ich jetzt eine posttraumatische Belastungsstörung habe. Zum Glück hat sie gelacht.
Den Spieleabend am Freitag verbrachte ich mit Malzbier und Bionade, was so mittelamüsant war. Die Spielregeln wurden oft nicht eingehalten, was ich ein bisschen nervig fand. Ich bin auch nervig, aber anders.
Den Abend mit einem Freund habe ich abgesagt, nach dem ersten Teil des Workshops habe ich zwei Stunden geschlafen.
Sonntag habe ich mich endlich an den Bass zu It Had To Be You gesetzt. Ich musste mir erst einmal die Artie Shaw-Version anhören, um überhaupt die Akkorde und Töne vernünftig rauszuhören. Aus diesen Bar-Suff, Slow-Mo-Versionen mit Kontrabass kann ich überhaupt nichts raushören. Wenn mir jemand so ein Liebeslied auf eine solche Art singen würde, würde ich sagen: Nein, danke. Schlaf dich aus, trink einen Kaffe und dann versuch’s noch mal. Ich ziehe den Jazz von Sweet Sue And Her Society Syncopators vor. Wir spielen ihn in der Lee Hazelwood-Version. Nichts gegen Lee Hazelwood, er ist großartig.
Ich habe es aber endlich geschafft, einen vernünftigen Bass zu dem Stück zu spielen. Ich kann kein Jazz und spiele auch keinen Jazz. Es macht mir keinen Spaß. Ich tanze gerne Jazz.
Ich komme gerade gar nicht dazu, selbst Musik zu machen, was ich sehr schade finde.
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