2022

31. Dezember 2022

Die Tochter hat jetzt Abitur, das sie vollkommen alleine und in Selbstdisziplin durchgezogen hat. Ich hörte sie ab, mit ihren vollgeschriebenen Karteikarten, an denen noch zusätzlich Papier geklebt war, weil der Platz nicht reichte. Ich fühlte mich selten so unwissend und hatte Hochachtung vor ihrer Leistung, denn das, was die Schüler sich heute an Wissen aneignen müssen, ist ein Vielfaches von dem, was ich wissen musste.

Im Sommer waren wir am Gardasee. Ich muss nirgendwo anders hin. Übernächstes Jahr will ich aber nach Irland.

Mit den Freunden aus meiner Jugend bildeten wir eine Whatsapp-Gruppe und verabredeten uns. Nach dreißig Jahren trafen wir uns wieder, was wir jetzt regelmäßig machen.

Auch die Musikgruppe ist am Leben, was der Initiative zweier Freunde, die sich seit der Schulzeit kennen, zu verdanken ist. Unsere kleine Dreier-Band wird nächstes Jahr auftreten. Wir spielen unsere Lieblingslieder.

Meine neue Leidenschaft ist leider so schnell vergangen, wie sie entflammt ist. Irish Dance ist weitgehend gestorben (wegen der Verletzung im Knie). Generell weiß ich nicht, wie es mit dem Tanzen weitergeht. Aber es ist ja nicht der Tanz, es ist die Bewegung und die Musik, die ich brauche. Ich konzentriere mich jetzt wieder etwas mehr auf die Musik, so wie in der Lockdown-Zeit.

Bewegung, Alter und Gesundheit – das kriege ich nicht gut auf die Reihe, ich weiß nicht, wo ich stehe und wo meine Grenzen sind. Ich kann mehr machen als ich denke und gleichzeitig auch weniger. Ich habe Arthrose oder Rheuma, so genau weiß wohl nicht mal mein Orthopäde das. Vielleicht war es erst Rheuma (der ist jung und hat was mit den Gelenken), jetzt ist es Arthrose (der ist alt, Knorpel und Bindegewebe bilden sich zurück).

Laufen ist gestorben. Ich habe beim Firmenlauf mitgemacht, für Bewegung, Atmung und Kreislauf war das gut, aber da fingen die Schmerzen im Knie an.

Ich bin ins Lesen rein und wieder rausgekommen. Lesen ist eine Art zu denken, die ich mag und brauche, allerdings merke ich, dass das viel weniger ist als das, was man sich darunter vorstellt. So wie ich jeden Morgen Haferflocken mit gekochtem Wasser esse, ist es eine recht emotionslose Angelegenheit.

Ich hatte mir dieses Jahr vorgenommen, glücklicher zu werden und weiß auch, wie ich das angestellt hätte. Stattdessen habe gelernt, Grenzen zu setzen. Schön ist das nicht, aber Heilung ist nun mal wichtiger, denn am Ende ist mir mein Frieden wichtiger als mein Glück.

Fast vergessen: dieses Jahr hatten wir wieder einen Auftritt. Der im nächsten Jahr ist schon geplant, größer dieses Mal. Ich sollte das mit dem Knie möglichst schnell über die Bühne kriegen.


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