In Bewegung bleiben

Corona hat einen großen Einfluss auf die gesamte Kulturszene, somit auch auf das Tanzen. Tanzen ist für mich Bewegung, Freizeitbeschäftigung, Ausgleich, Selbstfindung- und Gestaltung, künstlerische Betätigung, Sport und sozialer Kontakt. Nur ein Teil davon konnte ich im letzten Jahr beibehalten, manches musste ich neu finden. Aus einem recht extrovertierten Gesamtkonzept wurde eine individuelle, persönliche Betätigung.

Die wichtigste Frage, die ich mir immer wieder stelle, ist nicht wie ich tanze, sondern warum, denn daraus ergibt sich das wie. Und wenn ich das Wie beobachte und entdecke, bekomme ich die Antwort auf das Warum.

Im Moment sind es persönliche Lust und Spaß, meine alte, kindliche Freude und das Vorhaben, diese Form der Bewegung und Beweglichkeit beizubehalten.

Das sagt sich so leicht und ist doch viel mehr eine Regel und ein Ziel an mich selbst als eine Aussage oder ein Zustand. Aber ich bin auf dem Weg und diese Richtung habe ich im letzten Jahr eingeschlagen, habe Wege verlassen und Korrekturen vorgenommen.

Das ist eine Konsequenz aus den Veränderungen durch Corona: Ich umgebe mich nur noch mit Menschen, die vernünftig, angemessen, ausgewogen und rücksichtsvoll sind. Das betraf zum Glück sowieso die meisten Menschen, aber bei einigen war ich zu tolerant und verständnisvoll.

Mir ist es insgesamt auch nur Recht, dass der soziale Aspekt beim Tanzen deutlich in den Hintergrund gerückt ist und ich das Ganze mehr aus der Distanz, auch körperlich, betrachten kann.

Ich sag’s mal so: Attraktivität und Euphorie und Endorphine bergen gewisse Gefahren. Sie brauchen einen vernünftigen Kontext und der bisherige wurde durch Corona verändert. Im Laufe des letzten Jahres haben sicher alle, die sich in irgendeiner Weise künstlerisch betätigen, ihre Definition von Menschlichkeit neu ausgerichtet, denke ich – auch wenn es ihnen vielleicht nicht bewusst ist. Etwas, womit sie tagtäglich zu tun haben und worauf ihr Leben gründet.

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